Geldpolitische Signale geben den Börsen zusätzlichen Auftrieb

US-Präsident Donald Trump hat ein Faible für Überraschungen. Meistens sorgt er für Verspannung, diese Woche jedoch für Entspannung. Auf dem G-20-Gipfel in Buenos Aires haben der US-Präsident und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping einen Waffenstillstand vereinbart. Die nächsten 90 Tage soll es keine weiteren Handelszölle geben. China will die Zölle auf Autos aus den USA, die gegenwärtig bei 40 Prozent liegen, reduzieren und mehr landwirtschaftliche Güter aus den USA kaufen.

Positiv ist zudem, dass die Streitparteien Handelsgespräche aufgenommen haben. Das sorgte für positive Stimmung an den globalen Aktienmärkten. Die deutschen Autowerte gaben dem DAX kräftigen Auftrieb. Ein Grund dafür ist, dass BMW und Daimler in den USA SUV-Fahrzeuge bauen, die nach China gehen. Chinas Zölle belasteten dieses Geschäft erheblich.
Von geldpolitischer Seite erhielten die Aktienmärkte zusätzliche positive Impulse. US-Notenbankchef Jerome Powell erklärte, dass die aktuelle Leitzinsspanne von 2 bis 2,25 Prozent knapp unter dem geschätzten neutralen Niveau liegt. Das bedeutet, dass mittlerweile ein Leitzinsniveau erreicht ist, bei dem die Wirtschaft weder gefördert noch gebremst wird.
Bemerkenswert ist, dass sich damit bereits bei einem US-Leitzinsniveau, das in etwa dem aktuellen Preisanstieg entspricht, ein Ende der Leitzinserhöhungen abzeichnet. Die Fed befürchtet also, dass ein Leitzins, der über die Inflationsrate hinausgeht, die US-Wirtschaft schwächt. Ein Grund dürfte sein, dass die US-Volkswirtschaft aufgrund der höheren Verschuldungsquoten wesentlich sensitiver auf Zinserhöhungen reagiert und damit schneller in eine Krise abrutscht. Die Investoren hörten die neuen geldpolitischen Signale gern und kauften Aktien.

Kommt sie also doch, die Jahresendrally? Da die USA und China eine Friedensfrist von 90 Tagen vereinbart haben, stehen die Chancen dafür gut. Zu befürchten ist allerdings, dass der Handelsstreit im März wieder eskaliert. Die USA fordern von China, den Schutz des geistigen Eigentums stärker zu beachten. China sieht dies als Versuch, die technologische Entwicklung des Landes zu verhindern. Zudem könnte Donald Trump in den kommenden Monaten Europa ins Visier nehmen. Frankreich blockiert die Öffnung des europäischen Marktes für US-Landwirtschaftsprodukte. Zölle auf deutsche Autos könnten ein Druckmittel für ihn sein, um hier voranzukommen.