Die Klebstoffsparte von Henkel hängt stark an der Autoindustrie. Der Wandel hier zur Elektromobilität sorgt auch bei Henkel für Fantasie, denn ein E-Auto braucht deutlich mehr Klebstoffe.

Henkel – Stand: 03.06.2020

Wie die meisten DAX-Unternehmen ist auch der Konsumgüterkonzern Henkel nicht schadlos durch die Coronakrise gekommen. Für die Vorzugsaktien von Henkel ging es in der Korrekturphase im März allerdings nicht so stark abwärts wie beispielsweise bei den Papieren der Autobauer. Während die Autobauer im März und April kaum Autos verkaufen konnten und auch die Produktionen größtenteils einstellen mussten, lief es bei Henkel etwas besser. Henkel hat während der Krise stets mehr als 80 Prozent seiner weltweit etwa 180 Standorte in Betrieb gehalten. Inzwischen laufe die Produktion wieder überall, wenngleich noch nicht durchgängig mit voller Auslastung. Die Produktion der Düsseldorfer dürfte wohl erst wieder bei 100 Prozent liegen, wenn auch die Produktion in der Autoindustrie wieder auf Hochtouren läuft. Der Grund ist Henkels Klebstoffsparte, die für rund die Hälfte der Gesamtumsätze verantwortlich ist. Und gerade die Autoindustrie ist der wichtigste Abnehmer der Klebstoffe.

Da die Autoindustrie die Krise bereits im März zu spüren bekam, litt ab diesem Zeitpunkt auch Henkels Klebstoffsparte. Doch die Umsatzeinbußen hier konnten durch die immense Nachfrage nach Wasch- und Reinigungsmitteln beinahe kompensiert werden. Henkel meldete für das erste Quartal daher nur einen Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr um 0,8 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Henkel hat eigenen Angaben zufolge schnell auf den gestiegenen Bedarf nach Hygiene- und Reinigungsprodukten reagiert und die Produktionskapazitäten angepasst. Einige Marken wie beispielsweise Pril, Bref oder Somat haben im ersten Quartal zweistellige Wachstumsraten erzielt.

Das zweite Quartal dürfte recht ähnlich verlaufen. In der Klebstoffsparte sind hohe Umsatzeinbußen zu erwarten, da sich die Situation bei den Autobauern erst im Mai etwas stabilisierte. Dagegen dürften die Umsätze mit Wasch- und Reinigungsmitteln erneut deutlich zulegen. Henkel hat sein Angebot in diesem Bereich inzwischen weiter ausgebaut und spezielle Handdesinfektionsmittel unter Marken wie Pril oder Fa auf den Markt gebracht. Bis die Umsätze der Klebstoffsparte wieder ihre gewohnten Niveaus erreichen werden, könnte es noch etwas dauern. Allerdings setzt der neue Henkel-Chef Carsten Knobel große Hoffnungen auf die Sparte. Denn das „große“ Konjunkturpaket der Bundesregierung, das wohl noch in dieser Woche verabschiedet werden soll, dürfte vor allem die Autoindustrie, die in Deutschland als Schlüsselindustrie gilt, unterstützen. Es zeichnet sich bereits ab, dass es speziell für den Kauf eines Elektroautos eine Kaufprämie geben soll. Und der Klebstoffbedarf in einem Elektroauto ist in etwa doppelt so hoch, wie bei einem Auto mit Verbrennungsmotor.

In den vergangenen Tagen zogen speziell die Aktien von Autokonzernen kräftig an. Henkel profitiert aber ebenfalls von den sich bessernden Rahmenbedingungen in der Autoindustrie und hätte ebenfalls stärker zulegen müssen. Vielleicht haben Henkel nicht alle Marktteilnehmer auf dem Schirm, wenn es um die Autoindustrie geht. Die Henkel-Papiere könnten daher möglicherweise Nachholpotenzial besitzen.
Charttechnisch hat sich heute Morgen weiteres Erholungspotenzial eröffnet, denn im frühen Handel konnte das bisherige Erholungshoch vom 30. April bei 82,60 Euro überquert werden. Die nächste signifikante Hürde taucht nun bei 87,41 Euro auf, wo aktuell die 200-Tage-Linie verläuft. Wird der vielbeachtete Durchschnitt überquert, könnte das Zwischenhoch vom November 2019 bei 97,80 Euro mittelfristig wieder in den Fokus rücken.

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