Die deutschen Autobauer haben es vor dem Hintergrund anhaltender Versorgungsengpässe bei Chips und Halbleitern sowie der nach wie vor unsicheren Corona-Situation in China derzeit nicht leicht. Der Absatz des deutschen Premiumherstellers BMW wird 2022 aller Voraussicht nach schwächer ausfallen als im ohnehin schon schwierigem Jahr 2021. Der Wandel zur E-Mobilität zahlt sich für die Münchener jedoch aus, wie die jüngsten Geschäftszahlen zeigen.
Der Münchener Premiumhersteller BMW blickt auf ein hochprofitables erstes Halbjahr zurück, obwohl die Absatzzahlen weiterhin stark rückläufig sind. BMW steigerte seinen Umsatz in den ersten sechs Monaten 2022 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 19,1 Prozent auf 65,9 Milliarden Euro. Dies ist vor dem Hintergrund des kräftigen Absatzrückgangs um 13,4 Prozent auf rund 1,16 Millionen Fahrzeuge beeindruckend. Vor allem im wichtigsten Absatzmarkt China gingen die Verkäufe für die BMW-Gruppe im ersten Halbjahr um gut 19 Prozent zurück. Die Konzentration auf die deutlich höherpreisigen E-Autos bescherten den Münchenern jedoch sprudelnde Gewinne. Das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) kletterte im Vergleich zum Vorjahr um 65,9 Prozent auf 16,16 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss kletterte sogar um 73,6 Prozent auf 13,23 Milliarden Euro.
BMW rechnet damit, den Absatz im zweiten Halbjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr „solide“ steigern zu können. Allerdings nicht in einem Umfang, der den Rückgang im ersten Halbjahr kompensieren kann. Für das Gesamtjahr wird der weltweite Absatz somit aller Voraussicht nach unter dem Niveau des Jahres 2021 liegen. Umsatz und Gewinn dürften somit weiterhin überzeugen.
Langfristig sollte sich das schnell wachsende Angebot vollelektrischer Fahrzeuge für BMW auszahlen. Ab 2025 will BMW mit der NEUEN KLASSE den nächsten großen Sprung machen. Zum Start sind eine kompakte Limousine im 3er Segment und ein sportliches SUV geplant. Ende des Jahrzehnts soll die NEUE KLASSE bereits mehr als die Hälfte des BMW-Absatzes ausmachen.
Die Absatzkrise spiegelt sich im Kurs der BMW-Aktie wider – seit Jahresanfang notiert das Papier um gut 12 Prozent im Minus. Vom Korrekturtief im März bei 67,58 Euro hat sich die Aktie jedoch bereits kräftig erholt. Allerdings hat der Markt zuletzt auch die gestiegenen Rezessionsgefahren eingepreist, weshalb die Aktie im Grunde seit April eher seitwärts tendiert. Erholungspotenzial besteht aktuell zunächst bis zum 200-Tage-Durchschnitt, der aktuell bei 83,28 Euro verläuft. Ein Überqueren könnte für neue Impulse sorgen. Das Chartbild würde sich gravierend aufhellen, wenn die obere Begrenzung der seit April etablierten Seitwärtsbewegung bei 84,47 Euro gemeistert wird.