Den Online-Modehändler Zalando als Profiteur der Corona-Krise zu bezeichnen, ist sicherlich sehr gewagt. Allerdings kaufen gerade jetzt viele Menschen lieber über das Internet von zu Hause aus ein, wovon Zalando wiederum profitiert.
Am deutschen Aktienmarkt sehen wir derzeit eine überaus scharfe Korrektur. Per Definition kann sogar von einem Crash gesprochen werden – der DAX hat von seinem Rekordhoch vom 17. Februar bereits gut 23 Prozent an Wert verloren. So unschön solche Börsenphasen auch sind, liefern sie doch auch immer wieder hervorragende Einstiegsgelegenheiten für die, die entweder frühzeitig ausgestiegen sind oder sich aufgrund der zuvor enorm gut entwickelnden Börsen bisher an der Seitenlinie aufgehalten haben.
Für viele Unternehmen sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise noch schwer abzuschätzen. Es ist daher schwer zu sagen, ob die jüngsten Kursrückgänge auf Monatssicht von bis zu 46 Prozent (thyssenkrupp) gerechtfertigt sind oder nicht. Allerdings wurden viele Unternehmen in Sippenhaft genommen. Viele Anleger haben einfach alles aus ihrem Depot geschmissen, womit auch Werte scharf korrigierten, die möglicherweise nicht so stark von den Folgen des erwarteten Konjunkturabschwungs belastet werden. Einer dieser Werte könnte der Online-Modehändler Zalando sein. Die Zalando-Aktie hat seit ihren Zwischenhoch vom 20. Februar bei 49,09 Euro inzwischen ebenfalls gut 25 Prozent korrigiert. Möglicherweise bietet sich hier eine attraktive Einstiegsgelegenheit.
Zalando verkauft über seine Internetseite Bekleidungsartikel von verschiedenen Anbietern. Im Grunde funktioniert Zalando wie der Onlinehändler Amazon, nur dass Zalando sich auf Bekleidungsartikel spezialisiert hat. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise versuchen viele Menschen den Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden. Große Einkaufszentren sind da sicherlich nicht zu empfehlen. Um bei Zalando einzukaufen, braucht man seine Wohnung nicht zu verlassen. Herbe Umsatzeinbußen aufgrund der Krise sind daher nicht unbedingt zu erwarten. Auch die Nachschubrisiken sind eher begrenzt, finden auch die Analysten des US-Analysehauses Bernstein Research. Für sie ist Zalando der „Top Pick“ im europäischen Textil-Einzelhandel. Die Finanzexperten empfehlen die Aktie des Online-Modehändlers daher zum Kauf mit einem Kursziel von 52,80 Euro. Auch die britische Investmentbank Barclays bleibt für Zalando nach einem Treffen mit dem Management optimistisch und bestätigte ihr „Overweight“-Rating für die Aktie – das Kursziel wurde bei 51 Euro belassen.
Die jüngsten Zahlen von Zalando für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 konnten sich ebenfalls sehen lassen. Der Modehändler konnte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent auf 6,48 Milliarden Euro steigern. Die DACH-Umsätze stiegen um 16,6 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, womit das gesamte Handelsvolumen (GMV) um 23,6 Prozent auf 8,21 Milliarden Euro kletterte. Zalando scheint damit auf einem guten Weg zu sein, das für 2020 in Aussicht gestellte GMV-Ziel von 10 Milliarden Euro, zu erreichen. In den darauffolgenden drei bis vier Jahren will Zalando seine Umsätze im Rahmen der Plattform-Strategie auf 20 Milliarden Euro verdoppeln. Gleichzeitig soll das Warenrisiko – ähnlich wie es Amazon macht – zunehmend auf die Partner verlagert werden.
Die Zalando-Aktie musste in den vergangenen Wochen kräftig Federn lassen und rutschte wieder unter den vielbeachteten 200-Tage-Durchschnitt bei 41,81 Euro. Am gestrigen „schwarzen Montag“ wurden sogar das November-Tief bei 36,50 Euro sowie das Mai-Tief bei 34,81 Euro kurzzeitig unterschritten. Letztlich konnte sich die Aktie jedoch oberhalb der beiden wichtigen Unterstützungen in den Feierabend retten, weshalb sich das Chartbild nicht noch weiter trübte. Die bereits deutlich überverkaufte Marktphase könnte auf einen günstigen Einstiegszeitpunkt hindeuten. Sollte die 200-Tage-Linie zurückerobert werden, wäre das Schlimmste wohl überstanden. Langfristig dürften das Jahreshoch bei 49,09 Euro sowie das Rekordhoch aus dem Jahr 2018 bei 50,34 Euro wieder in den Fokus rücken.