Letzte Woche wurde gemeldet, dass die Hausse in den USA ihren zehnjährigen Geburtstag feiert. Der Bullenmarkt begann am 9. März 2009. Damals notierte der S&P 500 um 20 Prozent über seinem letzten Tiefpunkt. Ein Bärenmarkt beginnt, wenn der Index gegenüber dem letzten Höhepunkt um 20 Prozent einbricht. Ein wenig geflunkert wurde bei der Meldung allerdings. Ende 2018 verletzte der S&P 500 die 20-Prozent-Regel leicht und für kurze Zeit. Danach erholte sich der Index und notiert nun wieder mehr als 20 Prozent über seinem Tiefpunkt Ende 2018.

Auch in der Vorwoche entwickelten sich der Nasdaq und der MDAX positiv. Die breiten Indizes in den USA, in der Eurozone sowie in Japan und China stiegen ebenfalls. Einen Grund dafür lieferten die Handelsgespräche zwischen den USA und China. Für Entspannung sorgte, dass Chinas Volkskongress den Zwang zum Technologietransfer nach China für ausländische Investoren aufhebt.

Damit gibt es derzeit nur das Brexit-Drama, das die gute Stimmung an den Börsen kippen kann. Theresa May fand im Parlament keine Mehrheit für ihren Austrittsvertrag. Es läuft damit alles auf eine Fristverlängerung um drei Monate hinaus. Damit bleibt aber auch das Risiko eines ungeregelten Austritts bestehen. Ob der Brexit wirklich das alleinige politische Risiko für die Börse ist, wird sich allerdings noch zeigen.

Wenige Überraschungen dürften dagegen von den Notenbanken kommen. Die Federal Reserve (Fed) hat signalisiert, dass sie den Abbau der Bilanzsumme stoppen und die Zinsen sehr vorsichtig erhöhen wird. Die EZB wird ihre Leitzinsen nicht vor 2020 erhöhen, die Bank of Japan wird die Wirtschaft mit ihrer ultralockeren Geldpolitik weiter stimulieren. Das führte zum Stimmungsumschwung an den Anleihemärkten. Zehnjährige US-Treasurys rentieren jetzt nur noch mit 2,6 Prozent. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt bei 0,08 Prozent, die japanischer Staatsanleihen bei -0,05 Prozent.

Bei solch niedrigen Renditen verwundert es nicht, dass die Investoren sich wieder verstärkt den Aktien zuwenden.
Die Renditedifferenz zwischen Aktien und Anleihen ist aber kein Garant für steigende Aktienkurse. Mehr und mehr Analysten reduzierten in den Vorwochen ihre Prognosen für das Gewinnwachstum in diesem und im kommenden Jahr. Das ist zum einen auf ein geringeres Wirtschaftswachstum und zum anderen auf anziehende Lohnkosten zurückzuführen. Setzt sich dies fort, steigt die Gefahr eines Kursrückschlags.

Gegenläufige Entwicklung
Im Vorjahr stagnierten die Gewinne der DAX-Unternehmen und der DAX fiel. 2019 steigt der DAX, während die Gewinnschätzungen für die Unternehmen im DAX nach unten korrigiert werden. Das spricht gegen einen weiteren stabilen Kursanstieg.