Fallende Rohstoffpreise signalisieren ein schwächeres Wachstum
Investoren, die in Aktien engagiert sind, sahen in der Vorwoche fast nur Minuszeichen an den Kurstafeln. Die Umschichtung in sichere Staatsanleihen setzte sich fort. Erdöl verlor kräftig. Der Kupferpreis lag Anfang Mai bei 6.200 US-Dollar pro Tonne. Jetzt ist das Metall, das als Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung gilt, für 5.900 US-Dollar zu haben.
Das Angebot an Öl und Industriemetallen ist knapp. Die Preise dieser Rohstoffe fallen dennoch. Das ist ein Indiz, dass auch an den Rohstoffmärkten der wirtschaftliche Abschwung eingepreist wird. Für Nachdenklichkeit sorgt auch die inverse Zinsstruktur. In den USA liegt die Rendite zehnjähriger US-Treasuries unter dem 3-Monats-Zinssatz. Das gilt als Rezessionssignal innerhalb von ein bis zwei Jahren. Für zusätzliche Konjunkturskepsis sorgt die Entwicklung zahlreicher Wirtschaftsindikatoren.
In den USA ist in diesem Jahr die Produktion gesunken, wobei bei Investitionsgütern ein markanter Rückgang zu beobachten war. Im Dienstleistungsbereich steigt zwar noch die Zahl der Jobs, doch wenn die Schwäche im Industriebereich anhält, dürfte auch der Dienstleistungsbereich deutlich an Dynamik verlieren. In der Eurozone lag der Index der Einkaufsmanager für das verarbeitende Gewerbe im Mai bei 47,7 Punkte. Werte unter 50 Punkten signalisieren Kontraktion in der Industrie.
Hinzu kommt noch die politische Unsicherheit. Im US-Handelsstreit mit China kamen von US-Präsident Donald Trump versöhnlichere Signale. Er stellte in Aussicht, dass Huawei im Rahmen eines Handelsabkommens wieder von der Liste der für die USA gefährlichen Unternehmen gestrichen wird. Doch nach dem vielen Hin und Her wird Trumps Meldungen nur noch wenig Glauben geschenkt. Der Markt reagierte kaum.
Belasten könnte zudem die politische Entwicklung in Großbritannien. Premierministerin Theresa May erklärte ihren Rücktritt. Die Suche nach einem Nachfolger hat begonnen. Ein Brexit-Abkommen rückt damit in weite Ferne. Das Risiko eines ungeregelten Brexits bleibt weiter bestehen. Sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die politischen Unsicherheiten sorgen für zunehmend dünne Luft an den Börsen. Für Investoren ist das negativ, Trader können sich dagegen über die stärkeren Schwankungen an den Märkten freuen.
Angst vor dem Abschwung
Die wirtschaftliche Abkühlung führte im Herbst 2018 zu einem Rückgang bei US-T-Note-Renditen und dem Ölpreis. Die Krise in Venezuela und die Iran-Sanktionen führten im Januar zur Ölpreiserholung. Jetzt bringen Konjunkturängste den Ölpreis unter Druck.