Der italienische Ölkonzern Eni hat derzeit allen Grund zum Jubeln. Zum einen laufen die Geschäfte wegen der hohen Öl- und Gaspreise hervorragend. Des Weiteren gab der Konzern am Montag den Fund großer Erdgasvorkommen vor der Insel Zypern bekannt. Mit einem Wertzuwachs auf Monatssicht von mehr als 12 Prozent gehört die Eni-Aktie aktuell zu den Highflyern im europäischen Leitindex EuroStoxx 50.
Der italienische Öl und Gasriese Eni profitiert weiterhin von den hohen Öl- und Gaspreisen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres steigerte der Konzern seinen bereinigten Nettogewinn im Vergleich zum Vorjahr um sage und schreibe 490 Prozent auf 7,08 Milliarden Euro. Und es spricht vieles dafür, dass die Öl- und Gaspreise noch eine ganze Weile auf dem erhöhten Niveau verweilen werden, womit die Gewinndynamik bei Eni wohl auch im zweiten Halbjahr anhalten dürfte.
Die Gas-Situation in Europa dürfte den Winter über angespannt bleiben. Sollte Russland seine Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland weiter reduzieren oder ganz stoppen, dürfte sich die Gaskrise sogar noch zuspitzen. Die Gasnachfrage dürfte in den kommenden Jahre aber in jedem Fall gesichert sein, denn die italienische Regierung will sich unabhängiger von russischem Gas machen und setzt dabei auf Eni. Dieser hat unter anderem bereits Verträge mit Algerien, Ägypten und dem Kongo unterzeichnet und sich im Juni außerdem am Projekt North Field East in Katar, einem der größten Projekte der Welt für Flüssiggas (LNG), beteiligt. Das Ziel des Konzerns ist es, bis 2025 die Einfuhren aus Russland in Höhe von 20 Milliarden Kubikmeter komplett zu ersetzen. Am Montag hat der Konzern gemeinsam mit dem französischen Energieriesen Total die Entdeckung bedeutender Erdgasvorkommen bei der Cronos-1-Bohrung vor Zypern bekannt gegeben. Die entdeckten Vorkommen umfassen den vorläufigen Schätzungen zufolge etwa 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas – dem Bericht zufolge in guter Qualität. Das Vorkommen könnte jedoch noch deutlich größer sein. Eni berichtet in der Pressemitteilung von „erheblichem zusätzlichen Potenzial“, das durch eine weitere Extraktionsbohrung in dem Gebiet untersucht werde. Die Gasförderung könnte möglicherweise bereits in einem Jahr beginnen.
Aber auch bei den Ölpreisen ist kaum mit einer kräftigen Korrektur zu rechnen. Sollten die USA einer Wiederauflage des Atomabkommens mit dem Iran zustimmen und diesem damit wieder die Rückkehr an den Ölmarkt erlauben, dürfte die OPEC+ im Gegenzug die Ölförderung reduzieren. Zumindest sind die jüngsten Aussagen des saudi-arabischen Energieministers Mohammed bin Salman so zu deuten. Ins Bild passten auch Aussagen, wonach Saudi-Arabien einen Ölpreis von rund 90 Dollar offenbar als zu niedrig erachtet.
Eni schüttete für das Geschäftsjahr 2021 insgesamt 0,86 Euro je Aktie an Dividenden aus – auf Basis des aktuellen Aktienkurses eine stattliche Dividendenrendite von 6,9 Prozent. Für 2022 könnten die Ausschüttungen sogar noch erhöht werden. Als zusätzliches Bonbon weitete der Konzern nach dem erfolgreichen ersten Halbjahr sein Aktien-Rückkaufprogramm um 1,3 Milliarden Euro auf nun 2,4 Milliarden Euro aus.
Charttechnisch hat sich die Aktie in den vergangenen Wochen kräftig erholt. Nach der Korrektur im Juni und Juli, in der es von 14,60 Euro zwischenzeitlich auf 10,50 Euro abwärts ging, setzte die Aktie zu einer Erholungsbewegung an und hat bereits knapp die Hälfte der Verluste wieder aufgeholt. Neue Aufwärtsimpulse könnte das Überqueren des vielbeachteten 200-Tage-Durchschnitts liefern, der aktuell bei 12,74 Dollar verläuft. Danach wäre der Weg in Richtung Juni-Hoch bei 14,60 Euro quasi wieder unverbaut.