Nachdem sich Siemens von einigen Geschäftsbereichen getrennt hat, kann sich der Konzern nun auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Und dieses verspricht in Zukunft zweistellige Wachstumsraten. An der Börse kam der Umbau gut an – das Unternehmen ist mehr wert als je zuvor.
Mit einem Kurszuwachs von mehr als 30 Prozent seit Jahresanfang gehört die Siemens-Aktie in diesem Jahr zu den Top-Performern im deutschen Leitindex DAX. Erst am gestrigen Mittwoch erreichte das Papier des Münchener Technologiekonzerns bei 156,56 Euro ein neues Rekordhoch.
Die Grundlage für die gute Börsenperformance lieferte der Konzern mit seiner Bilanz für das im September abgelaufene Geschäftsjahr 2020/21. Siemens steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um etwa 13 Prozent auf 62,3 Milliarden Euro. Der Nettogewinn kletterte auf Jahressicht sogar um 59 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro. Erst im Juni hatte Siemens seine Gewinnprognose auf 5,7 Milliarden bis 6,2 Milliarden Euro erhöht, die letztlich deutlich übertroffen wurde.
Das vierte Quartal verlief besser als erwartet. Der Konzern steigerte seine Umsätze auf Jahressicht um 18 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro. Zudem dürfte das Schlussquartal den Grundstein für einen guten Start in das Geschäftsjahr 2021/22 gelegt haben, denn die Auftragseingänge stiegen um 26 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Bei Dividendenjägern steht die Siemens-Aktie zwar nicht an erster Stelle, doch erhöhte der Konzern für das abgelaufene Geschäftsjahr seine Dividende je Aktie um 0,50 Euro auf 4,00 Euro, womit das Siemens-Papier beim aktuellen Kursniveau immerhin auf eine Dividendenrendite von 2,55 Prozent kommt.
Das vergangene Geschäftsjahr stand erneut im Zeichen von Umbaumaßnahmen. Vom einstigen Konglomerat, das von Glühbirnen bis zu Kraftwerken nahezu alles herstellte, was irgendwie mit Strom betrieben wurde, ist vergleichsweise wenig geblieben. Siemens spaltete im vergangenen Jahr sein Elektro- und Energietechnikgeschäft ab und brachte es als Siemens Energy an die Börse. 2013 hatte der Konzern bereits seine Tochter Osram, die sich selbst als Hightech-Photonik-Unternehmen bezeichnet und sich verstärkt auf die Bereiche Sensorik, Visualisierung und Behandlung durch Licht konzentriert, abgespalten und an die Börse gebracht. Vor einigen Jahren wurden auch die medizintechnischen Aktivitäten in Siemens Healthineers zusammengefasst und an die Börse gebracht. Siemens bezeichnet sich daher nun im aktuellen Geschäftsbericht als fokussierendes Technologieunternehmen.
Siemens konzentriert sich inzwischen im Wesentlichen auf die Bereiche Industrie, Infrastruktur und Mobilität. Das Unternehmen sieht sich damit selbst in Branchen aktiv, die das Rückgrat der globalen Wirtschaft bilden und großes Potenzial für die digitale Transformation und mehr Nachhaltigkeit bieten.
Durch die Umwandlung zu einem fokussierenden Technologieunternehmen will Siemens vor allem im digitalen Bereich wachsen. So sollen die Digitalumsätze von 5,3 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2020 künftig um rund zehn Prozent jährlich bis 2025 zulegen, weil die digitalen Angebote und das Kerngeschäft aus Industrie, Mobilität und Infrastruktur künftig immer stärker miteinander verwoben sein werden.
Der Konzernumbau hat an der Börse für neuen Schwung gesorgt – mit einem Börsenwert von aktuell etwa 124 Milliarden Euro ist Siemens mehr wert als je zuvor. Und zahlreiche Analysten haben nach den jüngsten Zahlen weiter den Daumen gehoben und ihre Kaufempfehlungen für Siemens bekräftigt. Dabei wurden Kursziele von bis zu 190 Euro genannt. Charttechnisch wäre der Weg nach oben verbaut. Kurzfristig liegt eine leicht überkaufte Marktphase vor. Bei einem Unterschreiten des jüngsten Ausbruchsniveaus bei 151,86 Euro könnte noch einmal ein Rücksetzer auf die 38-Tage-Linie bei aktuell 142,36 Euro drohen. Spätestens hier sollte dann allerdings ein vielversprechendes Einstiegsniveau vorliegen.