Der Flughafenbetreiber Fraport muss derzeit 95 Prozent weniger Fluggäste abfertigen als gewohnt. Doch dies dürfte sich schon bald ändern, denn am 15. Juni könnten die Reiswarnungen der Bundesregierung für viele Länder aufgehoben werden.

Fraport – Stand: 26.05.2020

Die Tourismusbranche wurde von der Coronakrise besonders heftig getroffen. Im März haben die meisten Länder ihre Grenzen geschlossen und Touristen fortan nicht mehr ins Land gelassen. In der Folge blieben Flugzeuge auf dem Boden, Kreuzfahrtschiffe in den Häfen und Autos in den Garagen. Ein paar Daten des Flughafenbetreibers Fraport zeigen ziemlich eindrucksvoll, mit welchen Problemen einige Unternehmen der Branche seit der weltweiten Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 zu kämpfen haben – der Betreiber von Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt zählte in der Woche vom 18. bis 24. Mai gerade einmal 65.659 Fluggäste und damit 95,4 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Immerhin ging es damit im Vergleich zur Vorwoche um 5.400 Fluggäste aufwärts. Natürlich werden vom Frankfurter Flughafen nicht nur Fluggäste auf Reisen geschickt, allerdings sank auch das Aufkommen von Fracht und Luftpost in der zurückliegenden Woche im Vergleich zur Vorjahreswoche um 17,4 Prozent auf 36.345 Tonnen. Nach eigenen Angeben verliert der Flughafenbetreiber damit aber immer noch rund 150 Millionen Euro pro Monat.

Die Fraport-Aktie hat dies ebenfalls zu spüren bekommen und stürzte am 16. März auf 27,59 Euro ab. Ende 2019 notierte die Aktie noch bei 75,78 Euro, womit sie zwischenzeitlich um mehr als 63 Prozent einbrach. Inzwischen konnte sich das Papier des Flughafenbetreibers wieder auf knapp über 45 Euro erholen, womit seit Jahresanfang aber immer noch ein Minus von mehr als 40 Prozent zu Buche steht. Es gibt allerdings Licht am Ende des Tunnels, denn einige Länder haben ihre Grenzen bereits wieder geöffnet, andere wollen in Kürze folgen. Bundesaußenminister Heiko Maas hatte am 17. März eine weltweite Reisewarnung für Touristen ausgesprochen, die noch bis zum 14. Juni gilt. Medienberichten zufolge wird erwartet, dass die Bundesregierung Reisewarnungen für 31 Länder zum 15. Juni aufheben wird. Die Türkei steht bereits in den Startlöchern und wäre wieder für deutsche Touristen bereit. Spanien, das für die Deutschen wichtigste Reiseziel, will die Grenzen ab Juli wieder öffnen. Dann werden auch die Ferienflieger wieder in Richtung Mallorca, den Kanaren oder dem spanischen Festland abheben.

Für Fraport zeichnet sich somit ein Ende des Tals der Tränen ab. Fraport-Chef Stefan Schulte bremste allerdings jegliche Euphorie. Der Flughafenbetreiber würde sich seinen Worten nach auf eine mehrjährige Flaute im Passagierverkehr einstellen. Möglicherweise werde 2023 eine neue Normalität am Flughafen Frankfurt erreicht, sagte er jüngst in einer Videokonferenz. Er sprach in dem Zusammenhang von einem „neuen Jahr Null“, in dem es aber wohl immer noch 15 bis 20 Prozent weniger Fluggäste geben könnte als 2019. Auch bei den kurzfristigen Zielen wäre Schulte schon glücklich, wenn das Passagieraufkommen im Dezember wieder 30 oder 35 Prozent des normalen Niveaus erreichen würde.

Möglicherweise stapelt der Fraport-Chef hier etwas zu tief. Die Börse blickt etwas optimistischer in die Zukunft – die Fraport-Aktie konnte jüngst kräftig zulegen. Am heutigen Dienstag geht es für das Papier des Flughafenbetreibers zur Stunde um 9,2 Prozent auf 45,71 Euro aufwärts. Bei 47,47 Euro wurde sogar ein neues Erholungshoch erreicht. Aus charttechnischer Sicht ist ebenfalls Licht am Ende des Tunnels zu erkennen, denn aktuell notiert die Aktie oberhalb des Tiefs aus dem Jahr 2016 bei 44,70 Euro. Kann die Marke bis zum Ende des Tages gehalten werden, würde ein Kaufsignal generiert. Platz wäre dann zunächst bis zum Korrekturtief vom Dezember 2018 bei 61,12 Euro. Danach würde auch der vielbeachtete 200-Tage-Durchschnitt wieder in den Fokus rücken, der aktuell bei 63,73 Euro verläuft. Steigen die Corona-Fallzahlen hingegen wieder an und werden die Reisewarnungen wieder ausgesprochen, sollte spätestens beim Unterschreiten des Mai-Tiefs bei 33,26 Euro Die Reißleine gezogen werden.

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