Die Zalando-Aktie hat turbulente Monate hinter sich. Auf dem Höhepunkt des Corona-Booms im Juli 2021 erreichte das Papier des Online-Modehändlers bei 105,90 Euro ein neues Rekordhoch, ehe eine scheinbar nicht enden wollende Talfahrt begann. Im September rutschte die Aktie sogar erstmals seit 2014 wieder unter die Marke von 20 Euro. Der Markt befürchtete, dass sich die Inflation stark auf das Kaufverhalten der Konsumenten auswirken und dies Zalando überproportional zu spüren bekommen würde. Natürlich lag der Markt nicht völlig daneben, doch dürfte er stark überreagiert haben.
Die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal haben bestätigt, dass Zalando seine Hausaufgaben gemacht hat und die Situation so gut es eben geht meisterte. Der Modehändler steigerte das Bruttowarenvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 7,1 Prozent auf 3,28 Milliarden Euro. Darin enthalten sind auch die Umsätze, die Zalando über seine Partner auf der eigenen Plattform generierte. Ohne die Partner-Erlöse stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent auf 2,35 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) stieg auf 13,5 Millionen Euro – im Vorjahresquartal waren es 9,8 Millionen Euro.
Zalando konzentriert sich weiterhin darauf, die Profitabilität zu sichern. Durch den neu eingeführten Mindestbestellwert haben die Kunden das Bestellvolumen erhöht oder mussten die Versandgebühr bezahlen, womit nun auch kleine Bestellungen profitabel sind. Zudem hat Zalando die Effizienz im Marketing weiter erhöht und die Kosten im laufenden Jahr um fast 100 Millionen Euro gesenkt.
Die hohe Inflation hat dazu geführt, dass die Kunden noch preisbewusster geworden sind und ihre Mode möglicherweise noch stärker online eingekauft haben. Anders ist es kaum zu erklären, dass Zalando die Zahl seiner aktiven Kunden im Vergleich zum Vorjahr um weitere 8 Prozent auf erstmals mehr als 50 Millionen ausbauen konnte.
Die Inflation in Deutschland ist weiterhin sehr hoch, und nun beginnt der Winter, der laut Prognosen für viele Haushalte wegen der enorm gestiegenen Energiekosten eine große Herausforderung werden könnte. Beim Ausblick für das Gesamtjahr gab sich das Unternehmen daher nicht allzu euphorisch und bestätigte lediglich die bereits im Juli gemachte Prognose. Der Modehändler erwartet ein Wachstum des Bruttowarenvolumens zwischen 3 und 7 Prozent auf 14,8 bis 15,3 Milliarden Euro, ein Umsatzwachstum zwischen 0 und 3 Prozent auf 10,4 bis 10,7 Milliarden Euro und ein bereinigtes operatives Ergebnis (bereinigtes EBIT) auf einem Niveau zwischen 180 – 260 Millionen Euro.
Der Markt blickt nun nicht mehr ganz so pessimistisch in die Zukunft wie zuvor und beförderte die Zalando-Aktie in den vergangenen Tagen um mehr als 30 Prozent auf zwischenzeitlich 35,25 Euro nach oben. Seit dem September-Tief bei 19,19 Euro konnte sich die Aktie damit sogar um mehr als 80 Prozent erholen. Mit aktuell 32,30 Euro notiert das Papier aber noch immer um rund 70 Prozent unterhalb des Rekordhochs. Kurzfristig droht der Aktie eine Konsolidierungsphase, die jedoch unter langfristigen Aspekten zum Einstieg genutzt werden kann. Kann der aktuell bei 33,56 Euro verlaufende 200-Tage-Durchschnitt nachhaltig überquert werden, könnte das Mai-Hoch bei 39,27 Euro in den Fokus rücken. Kann auch diese Hürde gemeistert werden, könnte das April-Hoch bei 51,60 Euro angesteuert werden.