Volkswagen hat die Coronakrise nicht schadlos überstanden. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Talsohle bereits durchschritten ist. Mit der Markteinführung des neuen E-Autos ID.3 könnte Volkswagen ein Ass im Ärmel haben.
Erst im Januar hatten wir die Volkswagen-Aktie unter die Lupe genommen. Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen seither gravierend verändert. Durch die Coronakrise wurde die gesamte Autobranche in eine schwere Krise gestürzt. Dem konnte sich auch der Wolfsburger Autobauer nicht entziehen.
Volkswagen (VW) konnte im zweiten Quartal lediglich 1,89 Millionen Fahrzeuge an seine Kunden ausliefern, was den Wert des Vorjahres um 31,6 Prozent verfehlte. Bereits das erste Quartal bekam die Auswirkungen der Coronakrise zu spüren. VW lieferte daher in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres nur 3,89 Millionen Fahrzeuge an seine Kunden aus, was 27,4 Prozent weniger war als im Vorjahr.
Natürlich zogen die schwachen Auslieferungsdaten einen kräftigen Umsatzeinbruch nach sich. Volkswagen erlöste in den ersten sechs Monaten 96,1 Milliarden Euro und damit 23,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Beim Gewinn machte sich die Krise besonders stark bemerkbar. In den ersten sechs Monaten wies Volkswagen einen Verlust von 1,02 Milliarden Euro aus – im Vorjahr konnte noch ein Gewinn von 7,2 Milliarden Euro erzielt werden.
Anfangs war nicht klar, wie die Kunden nach dem Aufheben der Lockdown-Maßnahmen reagieren würden. Inzwischen kann jedoch resümiert werden, dass die Kunden ihr Kaufverhalten nur geringfügig geändert haben. Im Juli konnte Volkswagen weltweit 885.700 Fahrzeuge an seine Kunden ausliefern, was nur 1.400 Fahrzeuge oder 0,2 Prozent weniger waren als im Juli 2019. Für August sind allerdings wieder etwas schwächere Auslieferungszahlen zu erwarten. Die vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bereits zur Verfügung gestellten Daten zeigen für August einen Rückgang der VW-Neuzulassungen in Deutschland von 16,9 Prozent. Allerdings ist dies kein Grund zur Panik. Volkswagen steckt mitten im Umbau zur E-Mobilität. Und die neue E-Auto-Offensive von Volkswagen startet mit der Markteinführung des ID.3 erst im September. Dies dürfte einige Kunden vom Kauf eines Autos mit Verbrennungsmotor abgehalten haben. Die August-Daten vom Kraftfahrt-Bundesamt zeigten auch, dass es am Markt eine enorme Nachfrage nach E-Autos gibt. Der Absatz von reinen Elektroautos hat sich im August gegenüber dem Vorjahresmonat mehr als verdreifacht. Die Einführung des ID.3 von VW könnte den Wolfsburgern einen Absatzschub im vierten Quartal bescheren, prognostizieren zumindest einige Experten. Die hohen Rabatte sowie die staatliche Förderung könnten für viele Kunden Grund genug sein, um auf einen ID.3 umzusteigen.
Das Jahr 2020 wird für Volkswagen aber dennoch ein sehr schwieriges werden. Allerdings dürfte der Autobauer die Talsohle längst durchschritten haben. Langfristig sieht VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh Volkswagen auf einem guten Weg, sich sogar gegen den Elektroauto-Pionier Tesla zu behaupten. Er traut dem Konzern zu, Tesla bis 2023 bei den Stückzahlen und bei der Software zu überholen.
Charttechnisch sieht die Aktie nach dem Kursdebakel im Februar und März inzwischen wieder recht vielversprechend aus. Das VW-Papier hat sich dem Verlaufshoch vom 8. Juni bei 155,54 Euro wieder stark angenähert. Wird das Hoch herausgenommen, wären noch zwei Kurslücken vom Februar und Januar bei 165,30 Euro respektive 176,38 Euro zu schließen, ehe das Jahreshoch bei 186,84 Euro in den Fokus rücken könnte.