Während bei vielen Unternehmen das Geschäft während der Corona-Krise nahezu zum Erliegen gekommen ist, operiert Shop Apotheke nahe an der Kapazitätsgrenze und eilt von Auftragsrekord zu Auftragsrekord.
Online-Apotheken erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Sie profitieren in der aktuellen Corona-Krise nicht nur von der deutlich erhöhten Nachfrage nach rezeptfreien Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln, Vitaminpräparaten oder auch Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung. Auch bekommen sie derzeit einen großen Teil des Geschäfts der „normalen“ Stadt- oder Dorf-Apotheken ab, denn hier sind die Warteschlangen oft sehr lang und die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, ist deutlich erhöht. Viele Kunden nutzen daher den bequemen Weg über das Internet und ordern ihre Medikamente lieber online.
Zu den größten Online-Apotheken in Europa gehört Shop Apotheke. Das deutsch-niederländische Unternehmen betreibt Online-Shops in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Belgien, den Niederlanden und der Schweiz und erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von 701 Millionen Euro – das waren 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Allerdings war das im SDAX gelistete Unternehmen auf Wachstum getrimmt, weshalb noch keine Gewinne erzielt wurden. Der Nettoverlust betrug 2019 etwa 31 Millionen Euro.
Der Start in das Geschäftsjahr 2020 verlief vielversprechend – im ersten Quartal steigerte Shop Apotheke seine Umsätze gegenüber dem Vorjahr um 33 Prozent auf 232 Millionen Euro. Allerdings setzte der Boom erst im März ein. Die Vorzeichen für das gerade begonnene zweite Quartal könnten daher kaum besser sein. „Wir eilen derzeit von Auftragsrekord zu Auftragsrekord und operieren nahe an unserer Kapazitätsgrenze“, versuchte Konzern-Chef Stefan Feltens die aktuelle Situation zu schildern. Das ursprünglich in Aussicht gestellte Umsatzwachstum für 2020 von „rund“ 20 Prozent passte der Konzern jüngst auf „mindestens“ 20 Prozent an. Angesichts des starken Auftaktquartals und der guten Vorzeichen für das laufende zweite Quartal ist im Verlauf des Jahres aber durchaus mit einer weiteren Anpassung nach oben zu rechnen.
Natürlich hält der aktuelle Boom nicht ewig an. Sollten die Ausgangsbeschränkungen in Europa nach und nach gelockert werden, dürfte mit einer gewissen Verzögerung auch die Nachfrage nach Medikamenten etc. etwas nachlassen. Allerdings steht der nächste Boom möglicherweise bereits in den Startlöchern. Die Bundesregierung arbeitet unter Führung von Gesundheitsminister Jens Spahn an der Einführung des E-Rezepts. Rezeptpflichtige Arzneien haben derzeit einen Umsatzanteil von unter 2 Prozent. Mit der Einführung des E-Rezepts könnten sich die Online-Apotheken auch ein großes Stück vom Kuchen bei rezeptpflichtigen Arzneien abschneiden. Mit dem E-Rezept ist aber wohl noch nicht in diesem Jahr zu rechnen.
Die Shop-Apotheke-Aktie ist zuletzt sehr stark gelaufen und hat jüngst sogar das Hoch aus dem Jahr 2017 bei 64,81 Euro überquert. Danach gelangen der Aktie einige Tage in Folge neue Rekordniveaus. Am heutigen Dienstag ging es im frühen Handel bis auf 75 Euro aufwärts, wo nun der neue Bestwert liegt. Solange sich die Situation rund um das Coronavirus nicht gravierend ändert, dürfte die Aktie an der Börse gefragt bleiben und möglicherweise neue Rekordhöhen erklimmen. Allerdings muss nach der jüngsten Kursrally auch mit einer Konsolidierung gerechnet werden. Auf der Unterseite sollten das 2017er-Hoch bei 64,81 Euro sowie das 2018er-Hoch bei 56,00 Euro für Halt sorgen.