Mit einem Gewinnrückgang wurde gerechnet. Nicht erwartet wurde eine Verlustmeldung für das zweite Quartal. Die Aktie brach ein.

Nun hat der Dieselskandal doch mit voller Wucht den Stuttgarter Autobauer getroffen. Daimler hielt bisher die eingebaute Steuersoftware für legal. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt hat angeordnet, dass 60.000 Autos wegen vermutlich illegaler Abschalteinrichtungen zurückgerufen werden müssen. Möglicherweise muss der Vorstand seine Einschätzung wohl überdenken. Die Schwaben müssen nun genau wie VW, Audi und Porsche mit Bußgeldern rechnen.

Stand: 16.07.2019

Hinzu kommen noch Probleme mit Airbags der Marke Takata, die sogar zu tödlichen Unfällen geführt haben. Die Rückrufaktion hat in den Vorjahren bereits 675 Millionen Euro gekostet. Als dritter Belastungsfaktor kommt eine gescheiterte Kooperation mit Nissan hinzu. Der Pritschenwagen, der im Rahmen dieser Kooperation entwickelt wurde und seit 2017 in Spanien gebaut wird, ist preislich zu teuer und damit nicht absetzbar.

Die Risiken veranlassten Daimler, eine Rückstellung von 1,6 Milliarden Euro zu bilden. Das führte zu einem herben Verlust von ebenfalls 1,6 Milliarden Euro im zweiten Quartal. Zwar dürfte der Konzern 2019 nicht in die roten Zahlen abrutschen. Aber der Gewinn dürfte erheblich geringer als bisher erwartet ausfallen. Zu hoffen bleibt, dass Daimler im zweiten Halbjahr die operative Trendwende gelingt.

Charttechnisch befindet sich die Daimler-Aktie möglicherweise in einer entscheidenden Phase. Nach der Gewinnwarnung rauschte das Papier bis auf 44,54 Euro in die Tiefe, womit das Tief vom 2. Januar, das zugleich ein 6-Jahres-Tief markiert, nur um 0,03 Euro verfehlt wurde. Doch hier setzte postwendend Kaufinteresse ein, was ein gutes Zeichen war. Gut möglich, dass die Aktie bei 44,54/44,51 Euro ihren Borden gefunden hat. Allerdings wäre hierfür erst eine Bestätigung nötig. Ein erstes positives Signal wäre das Schließen der Kurslücke vom 23. Mai bei 50,83 Euro. Das Überqueren der 200-Tage-Linie bei 51,17 Euro würde dann sogar ein kräftiges Kaufsignal generieren. Die Bodenbildungsphase wäre offiziell jedoch erst beendet, sollte das April-Hoch bei 60 Euro herausgenommen werden. Fällt die Aktie hingegen unter das 6-Jahres-Tief bei 44,51 Euro, würde die nächste signifikante Unterstützung erst am Zwischentief vom April 2013 bei 38,14 Euro auftauchen.

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