Die Veranstaltungsbranche liegt wegen der Coronakrise nach wie vor am Boden. Kurzfristig dürften sich die Perspektiven auch nicht bessern. Der Ticketvermarkter CTS Eventim könnte somit vor sehr herausfordernden Zeiten stehen.
Die Coronakrise hat zahlreiche Unternehmen in arge Bedrängnis gebracht. Die Autobauer beispielsweise konnten wegen diverser Beschränkungsmaßnahmen wochenlang kaum Autos verkaufen. Auch die Produktion wurde in vielen Regionen eingestellt. Doch inzwischen läuft es bei den Autoherstellern wieder halbwegs normal, die Verkaufsgeschäfte sind wieder geöffnet und die Verkaufszahlen ziehen an. Selbst die Reisebranche, die kurzzeitig komplett zum Erliegen gekommen ist, fängt langsam an sich wieder zu erholen. Die Corona-Beschränkungen in Deutschland und vielen anderen Ländern sind größtenteils gelockert worden. Doch eine Branche will einfach nicht zur Normalität zurückfinden – die Veranstaltungsbranche. Großveranstaltungen sind in Deutschland und in zahlreichen anderen Ländern nach wie vor verboten.
Dies trifft vor allem den Veranstaltungsspezialisten CTS Eventim mit voller Wucht. Mit Konzerten, Tourneen und Festivals wie „Rock am Ring“, „Hurricane“ oder „Southside“ gehört CTS Eventim zu den bekanntesten Veranstaltern der Branche. In diesem Jahr mussten die Festivals mit teils Zehntausenden Besuchern wegen der Pandemie alle abgesagt werden. 2019 verkaufte CTS Eventim noch mehr als 250 Millionen Tickets für diverse Musikkonzerte, Festivals oder andere Veranstaltungen – eine Zahl, die 2020 nicht annähernd zu erreichen ist. Lange Zeit hoffte der Konzern, dass es am 1. September wieder losgehen könnte, doch folgte Mitte Juni der nächste Tiefschlag – Bund und Länder haben sich darauf verständigt, dass es bis mindestens Ende Oktober keine Großveranstaltungen in Deutschland geben soll.
Somit könnten die Umsätze nicht nur im zweiten Quartal ins Bodenlose stürzen, sondern auch noch im dritten Quartal. Im ersten Quartal brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr bereits um fast 35 Prozent auf 184,6 Millionen Euro ein. Der Gewinn sank sogar um 98 Prozent auf 0,6 Millionen Euro. Im zweiten und wahrscheinlich auch im dritten Quartal ist mit deutlich kräftigeren Umsatzeinbußen zu rechnen. Zudem dürften hohe Verluste anfallen.
Die Existenz des Unternehmens sei allerdings nicht bedroht, sagte Konzernchef Klaus-Peter Schulenberg im Mai. Die Liquiditätsausstattung sei gut, weshalb das Unternehmen die herausfordernde Situation auch über einen längeren Zeitraum bewältigen könne, machte Schulenberg den Anlegern Mut. Helfen dürfte auch der vom Bundestag gefasste Beschluss, dass Ticketkäufer bei coronabedingten Absagen von Veranstaltungen auch Gutscheine statt Geld zurückbekommen können. Die Regelung soll Veranstalter vor Finanznöten bewahren. Die Dividende für 2019 hat der Konzern aber dennoch gestrichen.
Der Aktienkurs hat sich angesichts der enormen Unsicherheiten vergleichsweise gut gehalten. Doch ist spätestens mit den Zahlen für das zweite Quartal mit neuem Abwärtsdruck zu rechnen. Und sollte auch in Europa und insbesondere in Deutschland eine zweite Welle an Coronavirus-Neuinfektionen kommen, könnte das Verbot für Großveranstaltungen sogar über den Oktober hinaus verlängert werden. Die Aktie von CTS Eventim kann derzeit nicht als solides Investment angesehen werden, weshalb Anleger vorerst besser einen Bogen um die Papiere des im MDAX gelisteten Ticketvermarkters machen sollten.
Die Aktie ist vor einigen Tagen bereits erneut unter ihren 38-Tage-Durchschnitt bei 39,00 Euro gefallen. Auch der seit dem Korrekturtief vom März etablierte Aufwärtstrend bei etwa 37,10 Euro wurde inzwischen nach unten verlassen. Aktuell nähert sich die Aktie wieder dem Mai-Tief bei 32,48 Euro. Sollte sie hier keinen Halt finden, muss sogar mit einem Test des Korrekturtiefs vom März bei 25,54 Euro gerechnet werden.