Der große Konjunkturaufschwung wird erst in der zweiten Jahreshälfte erwartet, doch bei Covestro ist er bereits deutlich zu erkennen. Nach einem unerwartet guten ersten Quartal hob Covestro seine Gewinnprognose für das zweite Quartal und das Gesamtjahr deutlich an.
Der Markt setzt trotz der in vielen Ländern Europas noch immer angespannten Corona-Situation bereits voll auf einen kräftigen Konjunkturaufschwung in der zweiten Jahreshälfte. Und es gibt wenige Branchen, die stärker von einem Konjunkturaufschwung profitieren würden, als die Chemiebranche. Ein Vertreter dieser Branche ist der Kunststoffkonzern Covestro.
2020 war für Covestro ein überaus anspruchsvolles Jahr. Mit Beginn der Coronakrise brach im ersten Quartal das Geschäft des Kunststoffkonzerns kräftig ein. Der Betriebsgewinn (EBITDA) ging im Vergleich zum Vorjahresquartal um 42,5 Prozent auf 254 Millionen Euro zurück. Noch schlimmer wurde es im zweiten Quartal, als das EBITDA den Vorjahreswert mit 125 Millionen Euro gar um 72,8 Prozent verfehlte. Im dritten und vierten Quartal kam aber bereits die Trendwende – am Ende des Jahres stand beim Betriebsgewinn nur noch ein vergleichsweise geringer Rückgang von 8,2 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro zu Buche.
2021 wird aller Voraussicht nach deutlich besser verlaufen. Bereits das erste Quartal im neuen Geschäftsjahr verlief aufgrund höherer Produktpreise und -margen bei Kunststoffen sowie bei Chemikalien für Wärmedämmung, Schaumstoffe und Polster besser als erwartet. Nach vorläufigen Zahlen erwirtschaftete Covestro ein EBITDA von 743 Millionen Euro, was, wenn sich die Zahlen nicht noch ändern, den Wert des Vorjahres um 192 Prozent übertreffen würde. Aber auch verglichen mit 2019, als noch niemand an Corona dachte, wäre dies eine Steigerung um 68 Prozent.
Der unerwartet gute Geschäftsverlauf im ersten Quartal lässt Covestro optimistisch in die Zukunft schauen. Für das laufende zweite Quartal erwartet der Kunststoff- und Chemiekonzern ein EBITDA zwischen 730 Millionen und 870 Millionen Euro, was den Wert des Vorjahres (125 Millionen Euro) um ein Vielfaches übertreffen würde. Im Vergleich mit 2019 wäre dies aber immer noch eine beeindruckende Verbesserung um 59 bis 89 Prozent. Für das Gesamtjahr erwartet Covestro statt eines Betriebsgewinns zwischen 1,7 Milliarden und 2,2 Milliarden Euro nun ein EBITDA zwischen 2,2 Milliarden und 2,7 Milliarden Euro. Selbst wenn der Konzern letztlich nur das untere Ende der Prognose erreichen würde, wäre dies eine Steigerung gegenüber 2020 von 50 Prozent und gegenüber 2019 von 37 Prozent.
So viel Optimismus macht sich auch im Aktienkurs bemerkbar – seit dem Korrekturtief vom März 2020 bei 23,54 Euro hat sich der Kurs der Covestro-Aktie bereits um beinahe 150 Prozent nach oben bewegt. Doch schaut man sich an, woher die Aktie kommt, lässt sich daraus durchaus noch weiteres Aufwärtspotenzial ableiten. Kann die Aktie ihr Jahreshoch von Anfang März bei 63,24 Euro überqueren, wäre reichlich Luft nach oben. Die nächste signifikante würde am Zwischenhoch vom Juli 2018 bei 83,98 Euro auftauchen. Erweist sich der erwartete Konjunkturaufschwung als nachhaltig, könnte das Rekordhoch vom Januar 2018 bei 95,78 Euro mittel- bis langfristig durchaus wieder angesteuert werden.