Der Schweizer Pharmariese ist mit seinen Corona-Tests ein Krisengewinner. Aber auch sonst läuft das Geschäft gut. Im ersten Quartal hatte die Corona-Krise kaum Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf.
Die Genussscheine des Schweizer Pharmakonzerns Roche stehen derzeit in der Gunst der Anleger. Während der scharfen Korrektur an den Aktienmärkten mussten zwar auch die Roche-Papiere Federn lassen, doch haben sie den zwischenzeitlichen Rücksetzer beinahe wieder neutralisiert – bis zum Rekordhoch vom 20. Februar bei 351,60 Schweizer Franken fehlen gerade einmal noch etwa 10 Franken.
Während zahlreiche Pharma- und Biotechnologieunternehmen an einem Impfstoff gegen das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) oder an einem Medikament zur Bekämpfung der durch das Virus ausgelösten Lungenkrankheit COVID-19 forschen, hat sich Roche auf die Identifikation von SARS-CoV-2 konzentriert. Der Weltmarktführer auf dem Feld der Diagnostik hatte Mitte März bereits einen Molekulartest auf den Markt gebracht, mit dem schnell herausgefunden werden kann, ob sich eine Person aktuell mit Coronavirus infiziert hat. Am vergangenen Freitag legte Roche nach und kündigte Anfang Mai einen sogenannten serologischen Test (Bluttest) für den europäischen Markt an. Mit diesem Test können auch Personen identifiziert werden, die sich bereits mal mit dem neuen Virus infiziert hatten. Dies ist für die Gesundheitsbehörden besonders wichtig zu wissen, denn haben sich bei einer Person Antikörper im Blut gebildet, ist die Person für eine gewisse Zeit immun gegen das Virus. Bis Juni soll die Produktionskapazität für die Tests auf eine hohe zweistellige Millionenzahl hochgefahren werden. Zudem will Roche eine Notfall-Zulassung in den USA beantragen. Die Analysten von JPMorgan trauen dem Corona-Antikörpertest ein Umsatzpotenzial von 1,7 Milliarden US-Dollar zu. Bereits im zweiten Halbjahr soll der Test für einen Umsatzschub sorgen.
Aber auch sonst läuft es beim Basler Pharmariesen recht gut. Trotz Corona-Krise konnte der Konzern seine Umsätze im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr um 2 Prozent auf 15,1 Milliarden Franken steigern. Zu konstanten Wechselkursen betrug die Zunahme sogar 7 Prozent. Vor allem die neueren Medikamente haben zum guten Abschneiden beigetragen und konnten die Umsatzeinbußen durch Nachahmerprodukte für Medikamente, deren Patente bereits abgelaufen sind, mehr als ausgleichen. Die Corona-Krise hatte laut Roche im ersten Quartal kaum Auswirkungen auf den Geschäftsverlauf. Auch seien die globalen Lieferkette sowohl für Medikamente als auch für Diagnostika weiterhin intakt. Trotz der für Roche recht rosigen Aussichten, verzichtete das Unternehmen auf eine Erhöhung der Prognosen. Die Basler erwarten somit unverändert ein Verkaufswachstum im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zu konstanten Wechselkursen. Auch an seinen Plänen, die Dividende in jedem Jahr zu erhöhen, will Roche festhalten.
Charttechnisch könnte in Kürze bereits wieder ein Angriff auf das Rekordhoch vom 20. Februar bei 351,60 Franken bevorstehen. Gelingt der Ausbruch nach oben, wäre erst einmal reichlich Luft nach oben. Auf der Unterseite droht zunächst wenig Gefahr. Allerdings stellen sich bis zum jüngsten Korrekturtief bei 265,75 Franken nur wenige Unterstützungen in den Weg. Am 200-Tage-Durchschnitt bei 298,33 Franken sollte der Wert jedoch solide abgesichert sein.