Handelskonflikte, Digitalisierung, Pandemie und der Wandel zur E-Mobilität – die Automobilbranche hatte zuletzt mit zahlreichen Problemen zu kämpfen. Der Zulieferer Continental konnte sich den Problemen nicht entziehen. Aber die Lage bessert sich.
Nach Meinung zahlreicher Experten durchlebt die Autoindustrie derzeit die größte Transformation seit Erfindung des Automobils. Zu nennen ist dabei nicht nur der Wandel zur E-Mobilität. Auch die verschärften Abgasvorschriften vor allem in Europa und die sich rasant entwickelnde Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Produkten machen es der Branche nicht einfach. Hinzu kam auch noch die Coronavirus-Pandemie, die die gesamte Branche in eine massive Produktions- und Absatzkrise schliddern ließ.
Doch nicht nur die Autohersteller sind betroffen, sondern auch die Zulieferer. Besonders heftig erwischt hat es den Mobilitätszulieferer Continental. Der Aktienkurs von Continental hatte sich seit dem Rekordhoch vom Januar 2018 bei 257,40 Euro zwischenzeitlich mehr als gefünftelt und sackte im März 2020 bis auf 51,45 Euro ab. Inzwischen notiert das Papier wieder bei etwa 127 Euro, doch hat sich der Aktienkurs seit dem Rekordhoch noch immer mehr als halbiert.
Continental wird gerne als Reifenhersteller bezeichnet. Doch der Konzern ist weitaus mehr als nur ein Reifenhersteller. Die Reifensparte stand 2020 lediglich für rund 27 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Reifensparte ist Teil des Geschäftsbereichs Rubber Technologies, der im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt rund 41 Prozent zum Gesamtumsatz beitrug. Für ebenfalls rund 41 Prozent des Gesamtumsatzes zeichnete sich der Geschäftsbereich Automotive Technologies verantwortlich. Der Geschäftsbereich umfasst aktive und passive Sicherheitstechnologien wie beispielsweise sensorgesteuerte Brems- und Fahrwerkregelsysteme, Fahrerassistenzsysteme oder elektronische Luftfedersysteme. Zudem werden auch Bausteine und End-to-End-Systeme für die vernetzte Mobilität entwickelt und integriert. Das dritte Geschäftsfeld Powertrain Technologies bündelt umfassendes Know-how im Bereich Antriebstechnik für Fahrzeuge aller Art und war 2020 für gut 18 Prozent der Umsätze verantwortlich.
2019 setzte die Automobilindustrie lediglich 89 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge ab – 5 Millionen weniger als zuvor erwartet. 2020 liefen corona-bedingt weltweit sogar nur 75 Millionen Fahrzeuge von den Bändern, was die Krise enorm verschärfte. Mit einer Rückkehr auf das Vorkrisenniveau rechnet die Branche bestenfalls 2025.
Continental bekam die Transformation in der Branche und die Absatzkrise stark zu spüren und rutschte in den beiden vergangenen Geschäftsjahren tief in die roten Zahlen. Doch jede Krise bietet auch ihre Chancen. Continental überprüfte jeden Geschäftsbereich und nahm teils gravierende Anpassungen vor. Es wurden in vielen Bereichen enorme Einsparungen vorgenommen.
Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres 2021 lief es bereits wieder deutlich besser. Continental steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 3,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Organisch (bereinigt um Konsolidierungskreis- und Wechselkursveränderungen) wuchs der Konzern sogar um 8,6 Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis legte im Vergleich zum Vorjahr um 92 Prozent auf 834 Millionen Euro zu. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 448 Millionen übrig, was immerhin eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr von 53 Prozent bedeutete.
Das Chartbild der Conti-Aktie ist vielversprechend. Der Kurs hat sich zuletzt kräftig erholt und notiert aktuell unweit des Zwischenhochs vom Juli 2019 bei 133,76 Euro. Kann die Hürde gemeistert werden, würde sich zunächst weiteres Kurspotenzial bis zum Hoch aus dem Jahr 2019 bei 157,40 Euro eröffnen.