Der Autozulieferer Continental steckt in der Krise. Umstrukturierungsmaßnahmen sorgen jedoch für Potenzial. Die Conti-Aktie könnte bereits das Schlimmste hinter sich haben.

Continental – Stand 05.11.2019

Die Automobilbranche durchlebt aktuell eine schwierige Zeit. Auch mehr als vier Jahre nach dem Bekanntwerden des Dieselskandals haben die Autohersteller mit den Folgen zu kämpfen. Hinzu kommt der vielleicht sogar durch den Dieselskandal forcierte Klimawandel und der daraus resultierenden Elektro-Revolution. Doch hat die Branche nicht nur mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und China setzt den Autobauern kräftig zu, da mit China der wichtigste Absatzmarkt seit Monaten schwächelt. Auch mit der Europäischen Union (EU) liegt die USA im Zoll-Klinsch. Hier sind seit Monaten Strafzölle auf in die USA importiere Autos aus der EU im Gespräch. Doch die Krise betrifft nicht nur die Autobauer selbst, sondern selbstverständlich auch Zulieferer wie Continental.

Im Kursverlauf der Conti-Aktie ist bereits sehr viel von der Krise zu erkennen. Im Januar 2018 erreichte das Papier des Reifenherstellers sein Rekordhoch bei 257,40 Euro. Danach ging es jedoch kräftig abwärts – in der Spitze um beinahe 60 Prozent auf im Tief 103,62 Euro. Erst in den vergangenen Wochen konnte sich die Aktie stabilisieren.

Continental nur als Reifenhersteller zu bezeichnen ist allerdings nicht richtig, denn neben Reifen stellt der Konzern auch Antriebe her. Und auch in Sachen Innenausstattung von Autos ist Continental stark tätig. Und genau dieser Bereich läuft derzeit alles andere als gut. Continental musste in seiner jüngsten Quartalsbilanz Abschreibungen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro vornehmen, die zum größten Teil auf das Innenausstattungs-Geschäft fielen. Der Konzern erwartet keine starke Belebung der Fahrzeugverkäufe in den kommenden fünf Jahren, weshalb er sich nun für die Wertberichtigungen entschieden hat. Diese führten dazu, dass der Autozulieferer im dritten Quartal einen Verlust erwirtschaftete. Operativ, also vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, konnte Continental die Erwartungen der Analysten erfüllen.

Krisen sind für Anleger jedoch auch als Chance zu sehen. Denn die meisten Unternehmen richten sich in einer Krise neu aus und stoßen unrentable Geschäftsbereiche ab. Continental will sich daher von seiner Antriebssparte Vitesco trennen. Die Antriebssparte soll als Ganzes abgespalten und an die Börse gebracht werden. Der Plan eines sogenannten Spin-offs mit Börsennotierung soll am 30. April 2020 der Hauptversammlung vorgelegt werden. Im Sachen Handelsstreit zwischen den USA und China hat sich die Situation zuletzt etwas entspannt. Und zuletzt waren aus den USA auch Aussagen zu vernehmen, dass Strafzölle auf Autoimporte aus Europa und Asien vermieden werden könnten.

Charttechnisch könnte die Aktie mit dem Abrutschen auf 103,62 Euro das Schlimmste bereits erlebt haben. Seither war das Papier um eine Bodenbildung bemüht und konnte sich sogar leicht erholen. Am Montag ging es für die Aktie bereits kräftig aufwärts. Dabei wurde der seit Anfang 2018 etablierte Abwärtstrend bei etwa 127,50 Euro bereits nach oben verlassen. Aktuell findet sogar ein Angriff auf den vielbeachteten 200-Tage-Durchschnitt bei 128,72 Euro statt. Gelingt die Überquerung, würde ein kräftiges Kaufsignal generiert. Zwischen 132,84 und 133,76 Euro würde noch eine Widerstandszone auftauchen, ehe Kurspotenzial bis zum April-Hoch bei 157,40 Euro eröffnet würde. Das Chartbild würde sich hingegen gravierend trüben, sollte das Jahrestief bei 103,62 Euro unterschritten werden.

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