Trotz Chip-Boom konnte Infineon seine Umsätze im dritten Quartal nur leicht steigern. Pandemiebedingte Probleme in Malaysia sowie die Nachwirkungen eines Wintersturms in den USA haben die Produktion belastet. Im laufenden vierten Quartal sollen die Probleme jedoch behoben sein. Daher erwartet der Konzern ein wieder stärkeres Umsatzwachstum.
Die Nachfrage nach Chips ist derzeit riesengroß. Vor allem die Autoindustrie benötigt wegen des Wandels zur E-Mobilität und der Digitalisierung Unmengen der kleinen, technischen Bauteile. Doch die Halbleiterproduzenten haben Mühe, die hohe Nachfrage zu befriedigen. Dies hat mehrere Gründe.
Der deutsche Halbleiterproduzent Infineon legte jüngst seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Zwar profitierte Infineon insgesamt vom anhaltenden Chipboom, doch wurde die Produktion infolge pandemiebedingter Einschränkungen der Fertigung in Malaysia sowie den Nachwirkungen eines Wintersturms in den USA belastet. Infineon steigerte seinen Umsatz in den drei Monaten von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahr zwar um 25 Prozent auf 2,72 Milliarden Euro, doch betrug das Umsatzwachstum gegenüber dem Vorquartal lediglich rund 1 Prozent. Der operative Gewinn stieg auf 496 Millionen Euro nach 470 Millionen im Vorquartal und minus 128 Millionen Euro im Vorjahr.
Die Nachfrage nach Halbleitern sei zwar ungebrochen, sagte Infineon-Chef Reinhard Ploss, doch stehe dem weiterhin eine sehr angespannte Liefersituation gegenüber. So befänden sich die Vorräte auf einem historischen Tiefstand. Die Chips würden derzeit aus der Fertigung direkt in die Endanwendungen gehen. In diesem Umfeld würden pandemiebedingte Einschränkungen bei der Fertigung wie jüngst in Malaysia doppelt schwer wiegen, versuchte der Infineon-Chef das geringe Umsatzplus zu erklären. Infineon würde aber auf allen Stufen der Wertschöpfungskette das Möglichste unternehmen, um die Kunden zu beliefern, so Ploss weiter.
Im bereits angelaufenen vierten Geschäftsquartal bis Ende September sollen die Produktionsprobleme aber behoben sein. Der Konzern geht daher von einem wieder höheren Umsatzzuwachs aus. Der Erlös soll bei anziehender Marge auf rund 2,9 Milliarden Euro steigen, was ein Plus im Quartalsvergleich von etwas mehr als 6 Prozent wäre. Für das Gesamtjahr 2020/2021 rechnet der Konzern weiterhin mit einem Umsatz von rund 11 Milliarden Euro, nach 8,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Marge auf Basis des operativen Gewinns soll dabei 19 Prozent betragen. Im dritten Quartal legte der Wert auf 18,4 Prozent zu, nach 17,4 Prozent im Vorquartal.
Während die erste Reaktion des Marktes auf die Quartalszahlen und den Ausblick sehr verhalten ausfiel, meldeten sich zahlreiche Analysten positiv zu Wort. Es wurden zahlreiche Kaufempfehlungen ausgesprochen und die Kursziele reihenweise erhöht. Erst am Folgetag schlug sich das auch auf steigende Kurse nieder. Die Infineon-Aktie kletterte am gestrigen Mittwoch bei 34,93 Euro auf ein frisches 3-Monats-Hoch und hat sich von seinen beiden gleitenden Durchschnitte der vergangenen 200 respektive 38 Tage bei 32,28/32,89 Euro inzwischen deutlich distanziert. Diese sollten fortan als gute Unterstützung dienen. Auf der Oberseite sollte das Mehrjahreshoch vom April bei 37,31 Euro durchaus wieder angelaufen werden können.