Mit einem Minus von etwa 36 Prozent seit Jahresanfang gehört die Aktie der Deutschen Post zu den schwächsten Werten im deutschen Leitindex DAX in diesem Jahr. Der Logistiker profitierte während der Coronavirus-Pandemie vom Online-Bestell-Boom, doch hat sich das Marktumfeld inzwischen deutlich getrübt. Der Markt könnte allerdings etwas zu pessimistisch sein – der Branchenverband BIEK sorgte jüngst mit einem ermutigenden Ausblick für etwas Hoffnung.
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele Kurier-, Express- und Paketsendungen aufgegeben worden wie nie. Insgesamt wurden 2021 über 4,51 Milliarden Sendungen transportiert, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) jüngst mitteilte – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 11,2 Prozent. Das erhöhte Sendungsaufkommen machte sich auch beim Umsatz der Branche bemerkbar: Im Vergleich zum Vorjahr wuchs dieser um 14,3 Prozent auf einen Rekord von 26,9 Milliarden Euro.
Die Zahlen werden 2022 voraussichtlich nicht wieder erreicht. Speziell seit Ausbruch des Ukrainekriegs achteten die Kunden stärker aufs Geld, wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland bemerkte. Die Deutsche Post transportierte über ihre Tochter DHL im ersten Quartal bereits rund ein Fünftel weniger Pakete als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Für den Logistiker war dies keine Überraschung, er hatte eine solche Entwicklung bereits prognostiziert. Im Bereich Post & Paket Deutschland erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr daher lediglich noch ein Betriebsergebnis von etwa 1,5 Milliarden Euro, nachdem 2021 noch ein operatives Ergebnis von 1,8 Milliarden Euro verbucht werden konnte.
Das Jahr 2022 dürfte für die Branche eine Herausforderung sein. Da die Unsicherheiten durch den Ukrainekrieg, die strengen Corona-Maßnahmen in China und die hohe Inflation zu groß für eine verlässliche Prognose seien, verzichtete der Branchenverband BIEK auf eine Prognose für 2022. Langfristig bleibt der Verband jedoch überaus optimistisch und prophezeit der Branche in Deutschland bis 2026 ein jährliches Wachstum von 4,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Sendungen.
Die Deutsche Post sollte mit ihrer Tochter DHL als Marktführer unter den europäischen Paketdiensten von einem anhaltenden Paket-Wachstum überproportional profitieren. Die jüngste Korrektur des DAX hat die Aktie bereits nicht mehr nachvollzogen, was darauf schließen lässt, dass die Marktteilnehmer auf dem aktuellen Niveau nicht mehr bereit sind, sich von weiteren Aktien des Logistikers zu trennen. Das Tief vom 13. Juni bei 33,44 Euro könnte somit bereits das Korrekturtief markieren. Kann der bei aktuell 36,56 Euro verlaufende 38-Tage-Durchschnitt überquert werden, könnte das Kaufinteresse wieder spürbar zunehmen. Ein mögliches Anlaufziel könnte danach das März-Tief bei 38,49 Euro sein, ehe das März-Hoch bei 47,34 Euro in den Fokus rücken könnte.