Der Münchener Premium-Hersteller BMW erzielte mit seiner Kernmarke im vergangenen Jahr trotz Lieferengpässen einen neuen Absatzrekord und zog damit nach langer Zeit wieder an seinen Dauerrivalen vorbei. Vor allem vollelektrische Fahrzeuge fanden reißenden Absatz.
Das Jahr 2021 war für die Autoindustrie erneut kein gutes Jahr. Wegen Versorgungsengpässen und anhaltender Corona-Pandemie schrumpfte der Pkw-Absatz in Deutschland auf den tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nur gut 2,62 Millionen Autos neu angemeldet – so wenig wie seit 1985 nicht mehr. Der Absatz des ohnehin schon schwachen Vorjahres wurde somit nochmals um 10 Prozent unterschritten. Im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 wurden sogar gut eine Millionen Autos oder etwa 27 Prozent weniger ausgeliefert. In den USA und China sieht es nicht ganz so düster aus, doch werden die 2021er-Absatzzahlen wohl auch deutlich unter dem Vorkrisenjahr 2019 liegen.
Ein Lichtblick in Deutschland war die Zahl der Zulassungen vollelektrischer Fahrzeuge, die sich im Vergleich zum Vorjahr um 83 Prozent auf 356.000 erhöhte. Ohne die Lieferengpässe, insbesondere bei Elektronikbauteilen wie Halbleitern, wäre der Anstieg wohl noch deutlicher ausgefallen.
Zu den wenigen Autobauern, die ihren Absatz 2021 trotz aller Widrigkeiten dennoch steigern konnten, gehört der Münchener Premium-Hersteller BMW. Mit allen Marken einschließlich Mini und Rolls-Royce erzielte die BMW-Gruppe weltweit ein Absatzplus von 8,4 Prozent auf 2,52 Millionen Autos. Mit der Kernmarke BMW erzielten die Münchener mit einem Anstieg von 9,1 Prozent auf 2,21 Millionen Autos sogar einen neuen Absatzrekord. Damit zog BMW nach mehreren Jahren auch wieder am Dauerrivalen Mercedes-Benz vorbei und holte sich den weltweiten Spitzenplatz bei Premiumanbietern zurück.
Mit 103.855 verkauften vollelektrischen Fahrzeugen, was eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr von 133 Prozent war, lag der Fokus von BMW im letzten Jahr klar auf dem Hochlauf der Elektromobilität. Auch 2022 hat sich der Konzern zum Ziel gemacht, den Absatz vollelektrischer Fahrzeuge mindestens zu verdoppeln. Damit dies gelingt, hat der Autohersteller gerade einen langfristigen Liefervertrag mit dem Chiphersteller Inova Semiconductors und mit Globalfoundries geschlossen, einem der größten Halbleiterfertiger der Welt. Solche Abkommen, die mehrere Zwischenschritte in der Lieferkette überspringen, haben andere Automobilkonzerne bisher nicht vorzuweisen.
An der Börse wurden die Absatzzahlen von BMW mit Kaufinteresse honoriert – die BMW-Aktie gehört mit einem Zuwachs seit Jahresanfang von mehr als 10 Prozent auf aktuell 97,86 Euro zu den größten Gewinnern im DAX. Zwischenzeitlich ging es sogar bis auf 99,04 Euro aufwärts, womit ein neues 6-Jahres-Hoch erreicht wurde. Kann die Aktie die psychologisch interessante 100-Euro-Marke überqueren, könnte das nächste Ziel das Zwischenhoch vom Dezember 2015 bei 104,85 Euro sein. Danach würde sich bis zum Rekordhoch vom März 2015 bei 123,75 Euro kein Hindernis mehr in den Weg stellen.