Der Silberpreis ist in diesem Jahr noch mit angezogener Handbremse unterwegs. Das Silver Institute erwartet 2021 jedoch einen kräftigen Nachfrageanstieg. Zusammen mit einer weiterhin hohen ETF-Nachfrage könnte der Silbermarkt erneut unterversorgt sein.

Der Silberpreis kommt in diesem Jahr bisher noch nicht so recht in Schwung. Mit aktuell 26,03 US-Dollar je Feinunze notiert das Edelmetall seit Jahresanfang gut 1 Prozent im Minus. Gründe, warum der Silberpreis in diesem Jahr nicht an die gute Entwicklung des Vorjahres anknüpfen kann – 2020 ging es für den Preis des Edelmetalls um 47 Prozent aufwärts – gibt es einige.

Quelle: finanzen.net; Stand: 28.04.2021

Der wohl entscheidendste Grund dürfte wohl die in den vergangenen Monaten gestiegene Risikobereitschaft der Marktteilnehmer gewesen sein. Angefangen haben dürfte alles am 9. November 2020. An diesem Tag lief die Meldung über die Ticker, der von der Mainzer Firma BioNTech und ihrem US-Partner Pfizer entwickelte Impfstoff gegen das Coronavirus zeigte in Studien eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent. Der Markt feierte dies als Durchbruch bei der Bekämpfung von COVID-19. Fortan setzten die Investoren voll auf einen kräftigen Wirtschaftsaufschwung nach Überwindung der Pandemie und schichteten ihr Kapital in die Aktienmärkte um. Berechnungen der Bank of America zufolge flossen den weltweiten Aktienfonds von Anfang November 2020 bis Anfang April 2021 insgesamt 576 Milliarden US-Dollar zu, was mehr war als in den vorangegangenen zwölf Jahren, in denen Aktienfonds zusammen rund 452 Milliarden Dollar zuflossen. Zwar profitiert auch Silber von einem Wirtschaftsaufschwung, denn mehr als 50 Prozent der gesamten Nachfrage stammt aus der Industrie. Doch von Aktien versprachen sich die Investoren mehr, weshalb viel Kapital aus den Silber-ETFs abfloss.

Doch aktuell könnte ein guter Zeitpunkt zum Einstieg in das Edelmetall sein. Silber sollte von einem Konjunkturaufschwung stark profitieren. Rückenwind lieferte in der vergangenen Woche der jährlich erscheinende World Silver Survey vom Silver Institute. Der Interessenverband äußerte sich in dem mit Spannung erwarteten Report sehr optimistisch zur Silbernachfrage in diesem Jahr. Diese soll um 15 Prozent auf 1.033 Millionen Unzen steigen, was das höchste Niveau seit sechs Jahren wäre. Vor allem die Industrienachfrage soll um 8 Prozent auf ein Rekordniveau von 524 Millionen Unzen zunehmen. Da der Silberpreis 2020 so stark gestiegen ist und das Recyceln von Silber deutlich lukrativer geworden ist, dürfte allerdings auch das Silberangebot steigen. Das Silver Institute rechnet mit einem Angebotsanstieg um 8 Prozent auf 1.053 Millionen Unzen. Damit wäre der physische Silbermarkt zwar erneut überversorgt, doch läge der Überschuss mit 23,3 Millionen Unzen so niedrig wie seit 2015 nicht mehr.

Berücksichtigt man nun allerdings die erwartete Silbernachfrage von Seiten der Silber-ETFs, die das Silver Institute in diesem Jahr auf rund 150 Millionen Unzen schätzt, würden dem Silbermarkt in diesem Jahr weitere 127 Millionen Unzen fehlen. Dies dürfte für einen angespannten Markt sorgen und dem Silberpreis Rückenwind geben. Einige Analysten sehen bei Silber Nachholpotenzial.

Charttechnisch kämpft der Silberpreis derzeit mit seinem Tief aus dem Jahr 2012 knapp oberhalb von 26 US-Dollar. Kann er die Hürde nachhaltig überqueren, wäre auf der Oberseite wieder Platz bis zu den Hochpunkten vom August 2020 und Februar bei etwa 30 Dollar. Auf der Unterseite sollten die beiden sehr nahe beieinander verlaufenden Durchschnitte der vergangenen 38 respektive 200 Tage bei 25,51/25,43 Dollar für Halt sorgen.

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