Die Stimmung an den Aktienmärkten drohte zu kippen, doch sorgten überaus starke Konjunkturdaten aus den USA für neue Kauflaune.

Quelle: TRADING ECONOMICS; Stand: November 2019

Die US-Handelspolitik hatte auch in der zurückliegenden Woche erheblichen Einfluss auf die internationalen Finanzmärkte. Nachdem US-Präsident Donald Trump Anfang vergangener Woche Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Argentinien und Brasilien wieder in Kraft setzte, nahm er sich Frankreich zur Brust und stellte Strafzölle auf bestimmte französische Waren in Aussicht. Dem US-Präsidenten ist die von Frankreich eingeführte Digitalsteuer ein Dorn im Auge. Noch vor dem Beginn des Nato-Gipfels und einem Aufeinandertreffen mit seinem französischen Amtskollegen Emmanuel Macron drohte Trump mit Strafzöllen von bis zu 100 Prozent auf bestimmte Waren aus Frankreich wie Wein oder Käse. Trump sprach allerdings von einem „kleinen Streit“ und glaubte, die Dinge schnell regeln zu können. Doch auf dem Nato-Gipfel gerieten die beiden Staatschefs aneinander, weshalb die Strafzölle wohl weiterhin im Raum stehen dürften. In Sachen Handelsstreit mit China sagte der US-Präsident, er habe keine „Deadline“ und könne sich auch ein Abkommen mit Peking nach der US-Präsidentschaftswahl im November 2020 vorstellen. Tags darauf sprach er wieder von „sehr gut“ verlaufenen Gesprächen mit China.

Die Anleger zeigten sich genervt vom ständigen Hin und Her und von der Trump-Politik und nahmen lieber erst einmal Gewinne mit. Die wichtigsten Indizes gaben daraufhin kräftig nach. Doch starke US-Konjunkturdaten sorgten am Freitag wieder für einen Stimmungswechsel. Die US-Wirtschaft schaffte im November 266.000 neue Arbeitsplätze, was deutlich über den erwarteten 180.000 Neustellen lag. Die Zahlen beinhalten zwar auch die 50.000 Stellen, die durch das Streikende bei General Motors als Neustellen gewertet wurden, doch hatte der Markt nach dem schwachen ADP-Bericht vom Mittwoch dennoch nicht mit einem so starken Stellenaufbau gerechnet. Hinzu kam, dass die Arbeitslosenquote wieder auf 3,5 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit 50 Jahren sank. Und auch die Stundenlöhne stiegen auf Jahressicht um 3,1 Prozent und damit stärker als erwartet. Später wurde dann auch noch eine für Dezember deutlich gestiegene Stimmung der US-Verbraucher gemeldet. Das Stimmungsbarometer der Uni Michigan kletterte im Vergleich zum Vormonat überraschend deutlich um 2,4 Punkte auf 99,2 Zähler. Die Aktienmärkte erholten sich daraufhin wieder kräftig.

Für Gesprächsstoff sorgte zum Wochenausklang auch das OPEC-Treffen in Wien. Die 14 OPEC-Mitglieder und ihre zehn Verbündeten einigten sich am Donnerstag auf eine Ausweitung der Förderkürzung ab Januar 2020 von 1,2 auf 1,7 Millionen Barrel pro Tag. Die Ölpreise legten daraufhin deutlich zu. Da das Förderabkommen zunächst aber nicht über den März hinaus verlängert wurde, reagierte der Markt insgesamt verhalten. Die meisten Marktbeobachter sind sich einig, dass das Ölangebot zu Beginn des kommenden Jahres trotz der weiteren OPEC-Drosselung zu hoch sein könnte.

Die neue Woche verspricht alles andere als langweilig zu werden. Das Brexit-Thema rückte in den vergangenen Wochen völlig in den Hintergrund, doch dürfte es in dieser Woche wieder stärker in den Vordergrund rücken, denn am Donnerstag finden in Großbritannien die Parlamentswahlen statt. Gewinnt der amtierende Premierminister Boris Johnson, wonach es aktuellen Umfragen zufolge aussieht, soll das jüngst ausgehandelte Brexit-Gesetz noch vor Weihnachten im Parlament verabschiedet werden. Andernfalls droht ein zweites Referendum. Zudem stehen in dieser Woche einige Notenbanksitzungen an, von denen allerdings recht wenig Überraschungspotenzial ausgeht.

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 10.12.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

12.937,84

-72,07

-0,55 %

MDAX

27.057,31

+52,10

+0,19 %

TecDAX

3.008,19

-1,59

-0,05 %

Euro STOXX 50

3.633,80

+8,30

+0,23 %

Nikkei 225

23.410,19

+30,38

+0,13 %

Dow Jones

27.909,60

+126,56

+0,46 %

NASDAQ 100

8.362,74

+53,48

+0,64 %

Gold

1.464,85

-5,26

-0,36 %

Silber

16,65

-0,37

-2,17 %

Rohöl (Brent)

64,06

+3,15

+5,17 %

EUR/USD

1,1076

+0,0005

+0,05 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 10.12.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 11.12.19

3

14:30

US

Verbraucherpreisindex

Nov

0,2 %

0,4 %

Mi, 11.12.19

2

16:30

US

EIA Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel

Vorwoche

-3,05

-4,86

Mi, 11.12.19

3

20:00

US

Zinsentscheidung US-Notenbank (Fed)

1,63 %

1,63 %

Do, 12.12.19

3

08:00

DE

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Nov/Jahr

1,2 %

1,2 %

Do, 12.12.19

3

08:45

FR

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Nov/Jahr

1,2 %

1,2 %

Do, 12.12.19

3

13:45

EU

EZB-Zinsentscheid (Tendersatz)

0,0 %

0,0 %

Do, 12.12.19

3

13:45

EU

EZB-Zinsentscheid (Einlagensatz)

-0,5 %

-0,5 %

Do, 12.12.19

3

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

213

203

Fr, 13.12.19

3

14:30

US

Einzelhandelsumsätze

Nov

0,5 %

0,3 %

Mo, 16.12.19

3

03:00

CN

Industrieproduktion

Nov/Jahr

5,0 %

4,7 %

Mo, 16.12.19

3

03:00

CN

Einzelhandelsumsätze

Nov/Jahr

7,6 %

7,2 %

Di, 17.12.19

3

14:30

US

Baubeginne in Tsd.

Nov

1.340

1.314

Di, 17.12.19

3

15:15

US

Industrieproduktion

Nov

0,8 %

-0,8 %

* Länderabkürzungen (ISO 3166): US = USA, DE = Deutschland, FR = Frankreich, EU = Eurozone, CN = China

Erste Sitzung unter neuer EZB-Chefin

An diesem Mittwoch steht in den USA die nächste Zinsentscheidung der Notenbank (Fed) an. Dass die Fed an ihrer Geldpolitik etwas ändert, gilt angesichts der zuletzt starken US-Konjunkturdaten als unwahrscheinlich – an den Terminmärkten wir die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung mit weniger als einem Prozent eingepreist. Wie so häufig dürften die anschließenden Worte von US-Notenbank-Chef Jerome Powell im Fokus stehen. Aber auch hier wird nicht damit gerechnet, dass er von den Formulierungen früherer Begleitkommentare stark abweichen wird. Am Donnerstag steht dann die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Auch hier wird erwartet, dass die EZB ihren geldpolitischen Kurs beibehalten wird. Überraschungspotenzial besteht zwar auch hier sehr wenig, doch sorgt der erste Auftritt der neuen EZB-Chefin Christine Lagarde für Spannung.