Die Tesla-Aktie eilt derzeit von Rekordhoch zu Rekordhoch. Dabei verliert der Markt allmählich die Realität aus den Augen. Auf Dauer kann das nicht gutgehen.

Am US-Elektroautobauer Tesla scheiden sich die Geister. Für die einen ist es das innovativste Unternehmen der Gegenwart und die aktuell hohe Bewertung aufgrund der vielversprechenden Zukunftsaussichten absolut angemessen.

Tesla – Stand: 12.01.2021

Für die anderen ist der derzeitige Hype um das US-Unternehmen nicht im Ansatz zu verstehen und das Unternehmen hoffnungslos überbewertet. Selbst renommierte Analystenhäuser tun sich derzeit schwer, das Unternehmen zu bewerten. Erst vor wenigen Tagen bekräftigen die Analysten von Morgan Stanley ihr „Overweight“-Rating für Tesla und erhöhten das Kursziel für die Aktie von 540 auf 810 US-Dollar.

Auch die US-Investmentbank JPMorgan erhöhte jüngst ihr Kursziel für das Tesla-Papier, allerdings von 80 auf 90 Dollar. Die Analysten rieten von einem Engagement in den E-Auto-Pionier ab und erneuerten ihr “Underweight”-Rating. Laut der JPMorgan-Experten sei Tesla so ziemlich bei jeder herkömmlichen Kennzahl „dramatisch“ überbewertet. Beispiel: Erst am vergangenen Freitag kletterte das Tesla-Papier auf ein Rekordhoch bei 884,49 US-Dollar, womit das Unternehmen an der Börse knapp 840 Milliarden Dollar wert war oder knapp 96 mal mehr als der zuletzt gemeldete Quartalsumsatz von 8,77 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Volkswagen (VW), das vor der Coronakrise nach Fahrzeugverkäufen noch größte Autobauer der Welt, wird aktuell mit dem 1,2-fachen des zuletzt gemeldeten Quartalsumsatzes von 59,4 Milliarden Euro bewertet. Natürlich wächst Tesla derzeit deutlich stärker als VW, aber ein so immenser Bewertungsaufschlag ist nicht im Ansatz gerechtfertigt.

Zuletzt äusserte sich sogar Konzern-Chef Elon Musk skeptisch hinsichtlich der hohen Bewertung seines Unternehmens. In einem Brief schwor Musk seine Mitarbeiter darauf ein, Kosten einzusparen und das Unternehmen profitabler zu machen. Die Investoren würden dem Unternehmen aktuell viel Anerkennung für zukünftige Gewinne geben, doch sollte dies nicht geschehen, würde die Tesla-Aktie sofort wie ein Soufflé unter einem Vorschlaghammer zerquetscht, warnte Musk seine Mitarbeiter.

Für einen enormen Schub sorgte jüngst die Aufnahme Teslas in den S&P 500, der weltweit zu den bedeutendsten Indizes gehört. Investment-Fonds, ETFs und Vermögensberater, die den S&P 500 nachbilden, mussten somit die Tesla-Aktie kaufen, ob sie wollten oder nicht. Seit dem Bekanntwerden der Index-Aufnahme Mitte November hat sich der Kurs der Tesla-Aktie inzwischen mehr als verdoppelt.

Auf den fahrenden Zug sind zuletzt auch viele Spekulanten aufgesprungen. Ihre Positionen sind zu einem Großteil enorm stark gehebelt, da die Spekulanten häufig für eine Position nur einen Bruchteil des Wertes als Sicherheit (Margin) hinterlegen müssen. Sollte die Tesla-Aktie aufgrund einer schlechten Meldung oder eines schwachen Umfelds irgendwann unter Druck geraten, könnte es zu einer Kettenreaktion kommen.
Auf dem aktuellen Kursniveau sind die Risiken bei einem Engagement in Tesla um ein Vielfaches höher als die Chancen. Vor diesem Hintergrund sollten investierte Anleger stets ein Auge auf die Kursentwicklung haben und im Bedarfsfall auch bereit sein, die Reißleine zu ziehen. Auf fallende Kurse zu setzen könnte sich aktuell aber noch als zu gefährlich erweisen – vielleicht wird die Tesla-Aktie ja noch in Richtung 1.000-Dollar-Marke getrieben. Sollte die Aktie jedoch anfangen zu wackeln, könnte eine Short-Position ein lohnendes Investment sein. Ein Rücksetzer auf das September-Hoch bei 502,49 Dollar wäre dann durchaus möglich.

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