Die Coronakrise hat so manchem Unternehmen in diesem Jahr die Bilanz verhagelt. Auch Europas größter Versicherer, die Allianz, hat die Folgen der Pandemie zu spüren bekommen. Allerdings gibt sich der Münchener Versicherer recht gelassen und peilt auch in diesem Jahr ein gutes Ergebnis an.
Erst vor wenigen Tagen legte die Allianz ihre Zahlen für das dritte Quartal vor, die sich durchaus sehen lassen konnten. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr zwar um 6,1 Prozent auf 31,4 Milliarden Euro zurück, doch sank das operative Ergebnis nur leicht um 2,6 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Überschuss von 2,1 Milliarden Euro, was den Wert des Vorjahres sogar um 4,9 Prozent übertraf.
Betrachtet man das bisherige Geschäftsjahr im Ganzen, dann sieht es beim Umsatz noch etwas besser aus – nach neun Monaten belaufen sich die Erlöse auf 104,9 Milliarden Euro, was nur noch knapp 1,9 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres liegt. Das operative Ergebnis liegt mit 7,8 Milliarden Euro nach neun Monaten etwa 1,3 Milliarden Euro oder 14,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Allerdings ist der Rückgang überwiegend auf COVID-19-Belastungen zurückzuführen, die per Ende September auf 1,3 Milliarden Euro beziffert werden.
Aufgrund der weiterhin unsicheren Corona-Situation hat die Allianz erneut keinen Ausblick für das Gesamtjahr gegeben. Von ihrem ursprünglichen Ziel eines operativen Gewinns zwischen 11,5 und 12,5 Milliarden Euro hatte sich der Versicherer bereits im April unter dem Eindruck der Krise verabschiedet. „2020 wird kein Rekordjahr, doch werden wird trotzdem sehr gute Ergebnisse liefern“, sagte Allianz-Finanzchef Giulio Terzariol noch im Sommer. Analysten trauen dem Versicherer im Konsens ein operatives Ergebnis in Höhe von 10,3 Milliarden Euro zu, was knapp 1,6 Milliarden Euro unter dem Vorjahreswert liegen würde. Damit könnte der Versicherer angesichts des herausfordernden Umfelds aber sicher sehr gut leben.
Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie hat der Allianz-Vorstand bereits entschieden, das bisher ausgesetzte Aktienrückkaufprogramm nun komplett einzustellen und den noch ausstehenden Teil des Programms in Höhe von 750 Millionen Euro nicht mehr auszuführen. Dies dürfte auf Druck der EU-Versicherungsbehörde EIOPA geschehen sein, die von den europäischen Versicherern forderte, aufgrund der Corona-Sonderbelastungen Dividenden auszusetzen und Aktienrückkäufe zu stoppen. In Sachen Dividendenausschüttung machte Konzernlenker Oliver Bäte den Aktionären in dieser Beziehung zuletzt jedoch Hoffnung. Wenn genügend Kapital vorhanden sei, würden die Aufsichtsbehörden nämlich die Auszahlung von Dividenden erlauben, so Bäte. Und mit einer Solvabilitätsquote (gibt das Verhältnis zwischen den Eigenmitteln und dem nach Anlagerisiko gewichteten Wert der Kapitalanlagen eines Versicherers an) von 192 Prozent verfüge die Allianz laut Finanzvorstand Giulio Terzarial über ausreichend Kapital, um auch für das Geschäftsjahr 2020 eine gleichbleibende Dividende in Höhe von 9,60 Euro je Aktie auszuschütten. Bei einem aktuellen Aktienkurs von etwa 197 Euro würde dies eine Dividendenrendite von etwa 4,9 Prozent bedeuten.
Charttechnisch hat die Aktie zuletzt wieder kräftig Fahrt aufgenommen und am Montag bei 198,54 Euro ein frisches 8-Monats-Hoch erreicht. Das Zwischentief vom August 2019 bei 193,64 Euro scheint somit gemeistert. Die nächste signifikante Hürde taucht nun am Februar-Hoch bei 232,60 Euro auf.