Viele Brandherde sendeten in der zurückliegenden Woche Entspannungssignale, weshalb es an den weltweiten Aktienmärkten kräftig aufwärts ging. Rückenwind kam auch von der Hoffnung auf geldpolitische Lockerungsmaßnahmen seitens der Notenbanken. Nun müssen diese auch liefern.

Die zurückliegende Woche war von Entspannungssignalen gleich auf mehreren Baustellen geprägt. Das britische Parlament zeigte dem britischen Premierminister Boris Johnson seine Grenzen auf und stimmte gegen einen „No-Deal“-Brexit und gegen Neuwahlen. Somit ist ein EU-Austritt Großbritanniens ohne Abkommen zum 31. Oktober etwas unwahrscheinlicher geworden. In Hongkong zog die Regierung das umstrittene Auslieferungsgesetz an China zurück, das der Auslöser für die jüngsten Massenproteste war. In Italien wurde zudem die Regierungskrise beendet – in Rom wurde das Kabinett der neuen Regierungskoalition aus 5-Sterne-Bewegung und Sozialdemokraten um Ministerpräsident Giuseppe Conte bereits vereidigt. Die neue Regierungskoalition strebt unter anderem einen ausgeglichenen Haushalt an, worüber die EU-Kommission hocherfreut sein dürfte.
Und last, but not least haben sich auch im Handelsstreit zwischen den USA und China die beiden Streithähne zusammengerauft und sich zumindest für einen ungefähren Termin für die nächsten Handelsgespräche geeinigt. Im Oktober sollen in Washington ranghohe Gespräche stattfinden. Bereits ab Mitte September sollen auf anderen Ebenen die Rahmenbedingungen ausgehandelt werden.

Die Aktienmärkte atmeten auf und setzten zu einer kräftigen Aufwärtsbewegung an. Während der DAX im Vergleich zur Vorwoche um beinahe 300 Punkte oder 2,5 Prozent nach oben kletterte, legte der US-Leitindex Dow Jones auf Wochensicht um 430 Punkte oder 1,6 Prozent zu.
Auch an den Bondmärkten hat sich die Situation daraufhin etwas entspannt, was sich in leicht steigenden Anleiherenditen widerspiegelte. Im Gegenzug mussten Gold und Silber empfindliche Einbußen hinnehmen.

Einzig der US-Arbeitsmarktbericht konnte nicht ganz die Erwartungen erfüllen. Die US-Wirtschaft schaffte im August 130.000 neue Stellen, womit die Erwartungen von 158.000 Neustellen klar verfehlt wurden. Eine Entwicklung, die die Hoffnung der Anleger auf eine Senkung der Leitzinsen auf der US-Notenbank-Sitzung am 18. September untermauerte. Allerdings stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne etwas stärker als erwartet – im Vergleich zum Vormonat stiegen sie um 0,4 Prozent (erwartet 0,3 Prozent) und auf Jahressicht um 3,2 Prozent (erwartet 3,1 Prozent). Steigende Löhne könnten die Inflation befeuern – das übergeordnete Ziel der US-Notenbank –, weshalb eine aggressive Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte deutlich unwahrscheinlicher geworden ist.

Quelle: tradingeconomics.com; Stand: 10.09.2019

In der aktuellen Woche dürfte der Fokus eindeutig auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen, die am Donnerstag stattfindet. Am Markt wird eine Senkung des Einlagenzins um 0,10 Prozentpunkte von minus 0,40 auf minus 0,50 Prozent erwartet. Zudem erwartet der Markt die Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms. Innerhalb der EZB gibt es jedoch keine einheitlichen Stimmen zu diesem Thema, insofern ist hier das Enttäuschungspotential erhöht. Möglicherweise wird es eine Art Ankündigung geben, doch der Start des Programms könnte auf ein unbestimmtes Datum, in der nahen Zukunft, gelegt werden. Fraglich ist jedoch nach wie vor, ob eine Zinssenkung um 10 Basispunkte und mögliche Anleihekäufe im deutlich kleineren Stil als zuletzt ausreichen werden, um die Inflation in der Eurozone zu befeuern. Die Inflation ist zuletzt auf 1,0 Prozent gesunken, womit das EZB-Ziel von nahe, aber knapp unter 2 Prozent weiterhin deutlich verfehlt wird.

Blick auf die Märkte

MARKTDATEN

(Stand: 10.09.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

12.189,85

+295,29

+2,48 %

MDAX

25.887,87

+312,40

+1,22 %

TecDAX

2.821,72

+51,55

+1,86 %

Euro STOXX 50

3.483,16

+64,15

+1,88 %

Nikkei 225

21.392,10

+766,94

+3,72 %

Dow Jones

26.835,51

+432,23

+1,64 %

NASDAQ 100

7.832,40

+141,41

+1,84 %

Gold

1.496,42

-34,35

-2,24 %

Silber

18,02

-0,49

-2,64 %

Rohöl (Brent)

62,66

+4,40

+7,55 %

EUR/USD

1,1044

+0,0105

+0,96 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 10.09.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 11.09.19

2

16:30

US

EIA Wöchentliche Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel

Vorwoche

-2,60

-4,77

Do, 12.09.19

2

01:50

JP

Maschienenaufträge

Jul/Jahr

-4,5 %

12,5 %

Do, 12.09.19

3

08:00

DE

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

1,0 %

1,0 %

Do, 12.09.19

3

08:45

FR

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Aug/Jahr

1,2 %

1,2 %

Do, 12.09.19

3

13:45

EU

EZB-Zinsentscheid (Tendersatz)

0,0 %

0,0 %

Do, 12.09.19

3

13:45

EU

EZB-Zinsentscheid (Einlagensatz)

-0,5 %

-0,4 %

Do, 12.09.19

3

14:30

US

Verbraucherpreisindex

Aug/Jahr

0,1 %

0,3 %

Do, 12.09.19

2

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

215

217

Fr, 13.09.19

3

14:30

US

Einzelhandelsumsätze

Aug

0,2 %

0,7 %

Fr, 13.09.19

3

16:00

US

Konsumklima Uni Michigan

Sep

90,9

89,8

Mo, 16.09.19

3

04:00

CN

Industrieproduktion

Aug/Jahr

5,2 %

4,8 %

Mo, 16.09.19

3

04:00

CN

Einzelhandelsumsätze

Aug/Jahr

7,9 %

7,6 %

Mo, 16.09.19

2

14:30

US

Empire State Index (New York Fed)

Sep

4,55

4,80

Di, 17.09.19

3

15:15

US

Industrieproduktion

Aug

0,2 %

-0,2 %

* Länderabkürzungen (ISO 3166): US = USA, JP = Japan, DE = Deutschland, FR = Frankreich, EU = Eurozone, CN = China

Trübt sich die Konjunktur in China weiter ein?
Am kommenden Montag stehen in China wieder wichtige Daten zur Veröffentlichung an, die durchaus das Potenzial haben, die Märkte entscheidend in die eine oder andere Richtung zu bewegen. Gemeint sind die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze für August. Im Juli sorgten die Zahlen für eine herbe Enttäuschung. Die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 4,8 Prozent, was einen ganzen Prozentpunkt unter den Markterwartungen lag. Es war zugleich die geringste Wachstumsrate seit 17 Jahren. Larry Hu vom Finanzhaus Macquarie in Hongkong geht davon aus, dass sich die Konjunktur weiter eintrüben dürfte. Der Markt geht für August aber wieder von einem leichten Anstieg der Wachstumsrate auf 5,2 Prozent aus. – Enttäuschungspotenzial ist hier also durchaus vorhanden. Die Einzelhandelsumsätze legten im Juli um 7,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Doch auch hier wurden die Markterwartungen um einen ganzen Prozentpunkt verfehlt. Der Markt erwartet für August einen wieder etwas kräftigeren Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,9 Prozent.