Im Mai ging es bergab, im Juni bergauf und in den ersten drei Wochen des laufenden Monats wieder bergab. Schaukelbörse lautet der Begriff dafür. Ein klarer mittelfristiger Trend ist an den Aktienmärkten nicht erkennbar. Der Bund-Future und der T-Note-Future entwickelten sich dagegen in der Vorwoche positiv. Das zeigt, dass die Investoren einen konjunkturellen Abschwung befürchten.

Selbst die US-Notenbank, die mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den USA zufrieden sein müsste, zeigt sich besorgt. John Williams, der Fed-Chef von New York, forderte vorbeugende Maßnahmen gegen einen möglichen Konjunkturabschwung. Esther George, die Fed-Chefin von Kansas City, sieht ebenfalls aufgrund der Handelskonflikte zwischen den USA und China Abwärtsrisiken für die US-Wirtschaft. Auch sie denkt nun darüber nach, ob die Fed ihre Zinsen nicht senken sollte. Die Wahrscheinlichkeit steigt damit, dass die Fed ihren aktuell bei 2,25 bis 2,50 Prozent liegenden Leitzins Ende Juli senkt.

Auch die Europäische Zentralbank hat die wirtschaftlichen Abwärtsrisiken in ihren Fokus gerückt. Im Juni hat EZB-Chef Mario Draghi bereits eine lockerere Geldpolitik in Aussicht gestellt. Erwartet wird, dass die EZB ihren Einlagenzinssatz, der bei minus 0,4 Prozent liegt, um weitere 10 bis 20 Basispunkte senkt. Dieser Zinsschritt dürfte die Investoren weiter in Aktien und Immobilien treiben. Auch über einen Neustart von Quantitative Easing (QE) und die Ausweitung des Anleihekaufprogramms der EZB auf unbesicherte Bankanleihen wird spekuliert.

Zu Entscheidungen dürfte sich die EZB aber erst im September, wenn die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen vorliegen, durchringen. Zudem lässt sie damit der US-Notenbank den Vortritt bei den Zinssenkungen. Mögliche Vorwürfe von Trump, dass die EZB durch geldpolitische Maßnahmen den Euro abwertet, kann sie dann leicht mit dem Verweis auf die expansiver werdende US-Geldpolitik kontern.Die Lockerungssignale der Notenbanken bewirkten allerdings keine positiven Vorzeichen vor den Veränderungszahlen. Die moderaten Gewinnaussichten bremsten offensichtlich die Kaufbereitschaft der Investoren. Mehr Klarheit dürfte die Veröffentlichung der Quartalszahlen bringen. In den USA erwarten die Analysten einen leichten Gewinnanstieg. In Deutschland sorgten dagegen Gewinnwarnungen von Konzernen wie BASF, Daimler und Krones für Ängste vor einer Gewinnschrumpfung.

Quelle: Fed, VWD; Datum: 26.07.19

Zudem sorgt die Wahl in Großbritannien für Unsicherheit an den europäischen Märkten. Boris Johnson, der als Favorit für das Amt des Premierministers gilt, hat einen ungeordneten Brexit in Aussicht gestellt. Offen ist, ob es dazu kommt. Schließlich würde ein solcher Schritt die britische Wirtschaft erheblich treffen.

Wachstumsdifferenz bewegt Wechselkurs

Im Jahr 2017 wuchs die Wirtschaft in der Eurozone so stark wie zuletzt 2007. Der Euro gewann in dieser Zeit gegenüber dem US-Dollar an Stärke. Ab 2018 verlangsamte sich das Wachstum in der Eurozone, was zu einem Rückgang des Wechselkurses EUR/USD führte. Sinkende Wachstumsprognosen in der Eurozone und eine solide wachsende US-Wirtschaft sprechen für eine US-Dollar-Stärke im zweiten Halbjahr 2019.

MARKTDATEN

(Stand: 30.07.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

12.349,92

-42,05

-0,34 %

MDAX

26.137,41

+192,70

+0,74 %

TecDAX

2.938,80

+36,44

+1,26 %

Euro STOXX 50

3.513,47

+2,13

+0,06 %

Nikkei 225

21.709,31

+174,06

+0,81 %

Dow Jones

27.221,35

+49,45

+0,18 %

NASDAQ 100

7.989,08

+83,96

+1,06 %

Gold

1.425,68

+8,27

+0,58 %

Silber

16,46

+0,09

+0,58 %

Rohöl (Brent)

64,04

+0,65

+1,03 %

EUR/USD

1,1143

-0,0039

-0,35 %

Blick auf die Märkte

Wie stark senkt die Fed die Zinsen?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in der vergangenen Woche zwar Bereitschaft zu weiteren Lockerungsmaßnahmen ihrer bereits expansiven Geldpolitik signalisiert, doch hielt sie die Füße vorerst noch still. Ein „Non-Event“ ist bei der US-Notenbank (Fed) am Mittwochabend jedoch nicht zu erwarten. Der Markt geht zu 100 Prozent davon aus, dass die US-Währungshüter erstmals seit Dezember 2008 die Zinsen senken werden. Es wird mehrheitlich ein Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte auf eine Bandbreite zwischen 2,0 und 2,25 Prozent erwartet. Allerdings gehen einige Marktteilnehmer sogar von einer etwas aggressiveren Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte auf 1,75 bis 2,0 Prozent aus – die Wahrscheinlichkeit auf Basis der an den Terminmärkten gehandelten Fed Fund Futures liegt knapp über 25 Prozent. Somit wäre ein kleiner Zinsschritt bereits eine Enttäuschung.

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 30.07.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 31.07.19

3

08:45

FR

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Jul/Jahr

1,2 %

1,4 %

Mi, 31.07.19

3

09:55

DE

Arbeitslosenquote

Jul

5,0 %

5,0 %

Mi, 31.07.19

3

11:00

IT

Verbraucherpreisindex (EU Norm)

Jul

-1,7 %

0,1 %

Mi, 31.07.19

3

11:00

EU

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

Jul/Jahr

1,1 %

1,3 %

Mi, 31.07.19

3

11:00

EU

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

1,0 %

1,2 %

Mi, 31.07.19

3

11:00

EU

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2

0,2 %

0,4 %

Mi, 31.07.19

3

11:00

EU

Arbeitslosenquote

Jun

7,5 %

7,5 %

Mi, 31.07.19

3

12:00

IT

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

-0,2 %

-0,1 %

Mi, 31.07.19

3

20:00

US

Zinsentscheidung US-Notenbank (Fed)

2,13 %

2,38 %

Do, 01.08.19

3

03:45

CN

Caixin Einkaufsmanagerindex Industrie

Jul

49,6

49,4

Do, 01.08.19

3

16:00

US

ISM Einkaufsmanagerindex Industrie

Jul

52,0

51,7

Fr, 02.08.19

3

14:30

US

Neugeschaffene Arbeitsplätze in Tsd.

Jul

165

224

Fr, 02.08.19

3

14:30

US

Arbeitslosenquote

Jul

3,6 %

3,7 %

Fr, 02.08.19

3

14:30

US

Durchschnittliche Stundenlöhne

Jul/Jahr

3,2 %

3,1 %

Fr, 02.08.19

3

16:00

US

Werkaufträge

Jun

0,8 %

-0,7 %

Fr, 02.08.19

3

16:00

US

Konsumklima Uni Michigan

Jul

98,5

98,4

Mo, 05.08.19

3

16:00

US

ISM Einkaufsmanagerindex nicht-verarbeitendes Gewerbe

Jul

55,5

55,1

* Länderabkürzungen (ISO 3166): FR = Frankreich, DE = Deutschland, IT = Italien, EU = Eurozone, US = USA, CN = China

Blick auf die Märkte

Überraschend viel Gegenwind für WACKER
Der Chemiekonzern WACKER legt in dieser Woche seine Zahlen für das zweite Quartal vor. Im ersten Quartal konnte WACKER seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr zwar noch leicht steigern, doch rutschte der Konzern in die roten Zahlen und wies einen Fehlbetrag von 0,16 Euro je Aktie aus – im Vorjahr fiel noch ein Gewinn von 1,52 Euro je Anteilschein an. Das zweite Quartal dürfte etwas besser gelaufen sein, doch dürfte das Vorjahresergebnis erneut klar verfehlt worden sein. Mit der Abspaltung der ehemaligen Konzerntochter Siltronic hat WACKER eines seiner wichtigsten Zugpferde verloren. Auch hat sich der Wettbewerb im Bereich Polysilicon erheblich verschärft. Sogar der Vorstand hatte nach der Veröffentlichung der Q1-Zahlen eingeräumt, dass Wacker derzeit überraschend viel Gegenwind bekommt.

AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMENSDATEN

(Stand: 30.07.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Unternehmen

Quartal

Währung

Schätzung*

Vorjahr

Veränderung

31.07.19

Airbus

Q2/2019

EUR

1,18

0,27

+337,04 %

31.07.19

OSRAM

Q3/2019

EUR

0,12

0,49

-75,51 %

31.07.19

PUMA

Q2/2019

EUR

0,24

0,21

+14,29 %

31.07.19

QUALCOMM

Q3/2019

USD

0,75

1,01

-25,74 %

01.08.19

BMW

Q2/2019

EUR

2,39

3,13

-23,64 %

01.08.19

General Motors

Q2/2019

EUR

1,47

1,81

-18,78 %

01.08.19

HUGO BOSS

Q2/2019

USD

0,86

0,77

+11,69 %

01.08.19

Infineon

Q3/2019

EUR

0,22

0,24

-8,33 %

01.08.19

Rheinmetall

Q2/2019

EUR

1,07

1,24

-13,71 %

01.08.19

Royal Dutch Shell

Q2/2019

GBP

0,50

0,43

+16,28 %

01.08.19

Siemens

Q3/2019

EUR

1,72

1,28

+34,38 %

01.08.19

WACKER

Q2/2019

EUR

0,50

1,59

-68,55 %

02.08.19

Allianz

Q2/2019

EUR

4,93

4,47

+10,29 %

02.08.19

ExxonMobil

Q2/2019

EUR

0,96

0,92

+4,35 %

02.08.19

LANXESS

Q2/2019

USD

1,16

1,77

-34,46 %

05.08.19

Continental

Q2/2019

EUR

2,91

4,11

-29,20 %

05.08.19

Linde

Q2/2019

USD

1,74

1,72

+1,16 %

06.08.19

Deutsche Post

Q2/2019

EUR

0,31

0,41

-24,39 %

06.08.19

Walt Disney

Q3/2019

EUR

1,73

1,87

-7,49 %

* durchschnittliche Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie