Zinssenkungssignale der Fed sorgten im Juli an den Märkten für Kursgewinne. Kaum senkte die Fed Ende Juli ihren Leitzins um 25 Basispunkte, gingen die Börsen auf Talfahrt. Die Investoren reagierten enttäuscht, weil Fed-Chef Jerome Powell keine weiteren Zinssenkungen in Aussicht stellte. Prompt twitterte auch US-Präsident Donald Trump seine Enttäuschung über die Fed.

Eine weitere Twitter-Meldung von Trump sorgte dann für einen zweiten Kursrutsch. Mitten in den laufenden US-Handelsgesprächen mit China erklärte der Präsident, ab 1. September Sonderzölle in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Waren im Wert von 300 Milliarden Dollar zu erheben. Im Visier hat er Handys, Laptops, Spielzeug und Textilien. Zudem drohte er, die Sonderzölle sukzessive auf 25 Prozent und darüber hinaus zu erhöhen, wenn sich die Gespräche nicht schnell genug bewegen.

An der Börse fiel der S&P 500 unter die gerade eroberte Marke von 3.000 Punkten. Der Dax verlor nach der Ankündigung neuer Zölle drei Prozent und fiel unter die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten. Der Index verlor damit im internationalen Vergleich besonders deutlich. Aufgrund des hohen Anteils von exportabhängigen Werten wie Autowerten reagiert das deutsche Blue-Chip-Barometer besonders sensibel auf den zunehmenden Protektionismus.
Gefragt waren dagegen sichere Staatsanleihen. Bundesanleihen, die zu den sichersten Wertpapieren in der Eurozone zählen, legten deutlich zu. Selbst die Renditen 30-jähriger deutscher Bundesanleihen rutschten in der Vorwoche ins Minus. Wer auf die Suche nach Bundesanleihen mit positiver Rendite geht, wird derzeit nicht fündig werden. In den anderen Ländern der Eurozone und in den USA gingen die Renditen der Staatsanleihen ebenfalls kräftig zurück.

Der Ölpreis erlitt in der Vorwoche den größten Tagesverlust seit vier Jahren. Die flach verlaufenden Zinsstrukturkurven sowie der Ölpreisrutsch signalisieren eine zunehmende Rezessionsgefahr. Das verarbeitende Gewerbe in Deutschland befindet sich bereits seit Jahresbeginn im Abschwung. Mario Draghi hat daher weitere geldpolitische Lockerungen in Aussicht gestellt, die im September kommen dürften.

Dabei dürfte es sich um eine Senkung des Einlagenzinses um zehn Basispunkte, eine Entlastung des Bankensystems durch einen Staffelzins und vermutlich auch um die Neuaufnahme von Anleihekäufen enthalten. Allerdings befinden sich die Zinsen in der Eurozone bereits auf niedrigem Niveau. Offen ist, ob weitere Zinssenkungen die Konjunktur in der Eurozone unterstützen. Die wirtschaftliche Abschwächung und die hohe Bewertung der Aktien dürften in der zweiten Jahreshälfte 2019 für hohe Volatilität an den Märkten sorgen.

Quelle: Bloomberg; Datum: 02.08.19

Geringe Zinsdifferenz zwischen den Laufzeiten

Die Renditedifferenzen zwischen zwei- und zehnjährigen Staatsanleihen sind bei US-Treasuries, Bundesanleihen und japanischen Regierungsanleihen sehr gering. Dies wird von vielen Ökonomen als Warnsignal für eine wirtschaftliche Abkühlung interpretiert. Angezweifelt wird zudem, ob die EZB aufgrund des bereits sehr tiefen Zinsniveaus mit Zinssenkungen die Wirtschaft in der Eurozone in Schwung bringen kann.

Blick auf die Märkte

Alle Augen Richtung China
In den kommenden Tagen kommen aus China wieder wichtige Daten. Die Sorgen vor einer globalen Rezession sind nach der jüngsten Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China nicht kleiner geworden. Die chinesische Wirtschaft war der Motor für den globalen Aufschwung in den vergangenen Jahren. Nun aber schwächelt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Ob die chinesische Wirtschaft weiter an Schwung verliert, dürften vor allem die Handelsdaten für Juli zeigen. Der Markt erwartet durchweg kräftige Rückgänge im Vergleich zu den Vorjahreswerten.

MARKTDATEN

(Stand: 06.08.2019, 10:30 Uhr, Quelle: vwd)

Basiswert

Stand

Veränderung zu Vorwoche (nominal)

Veränderung zur Vorwoche (in Prozent)

DAX

11.717,38

-632,54

-5,12 %

MDAX

25.166,68

-970,73

-3,71 %

TecDAX

2.793,65

-145,15

-4,94 %

Euro STOXX 50

3.326,58

-186,89

-5,32 %

Nikkei 225

20.585,31

-1.124,00

-5,18 %

Dow Jones

25.717,74

-1.503,61

-5,52 %

NASDAQ 100

7.415,69

-573,39

-7,18 %

Gold

1.462,23

+36,55

+2,56 %

Silber

16,40

-0,07

-0,41 %

Rohöl (Brent)

60,06

-3,98

-6,21 %

EUR/USD

1,1200

+0,0057

+0,51 %

AUSGEWÄHLTE WIRTSCHAFTSDATEN

(Stand: 06.08.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Relevanz

Uhrzeit

Land*

Indikator

Periode

Prognose

Zuletzt

Mi, 07.08.19

3

08:00

DE

Industrieproduktion

Jun

-0,4 %

0,3 %

Mi, 07.08.19

2

16:30

US

EIA Wöchentliche Rohöl-Lagerbestände in Mio. Barrel

Vorwoche

-3,3

-8,5

Do, 08.08.19

2

14:30

US

Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in Tsd.

Vorwoche

215

215

Do, 08.08.19

3

00:00

CN

Exporte

Jul/Jahr

-2,0 %

-1,3 %

Do, 08.08.19

3

00:00

CN

Importe

Jul/Jahr

-8,3 %

-7,3 %

Do, 08.08.19

3

00:00

CN

Handelsbilanz in Mrd. USD

Jul

40,0

51,0

Fr, 09.08.19

3

01:50

JP

Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Q2/Jahr

0,4 %

2,2 %

Fr, 09.08.19

3

03:30

CN

Erzeugerpreisindex

Jul/Jahr

-0,1 %

0,0 %

Fr, 09.08.19

3

03:30

CN

Verbraucherpreisindex

Jul/Jahr

2,7 %

2,7 %

Fr, 09.08.19

3

08:00

DE

Exporte

Jun

-0,1 %

1,1 %

Fr, 09.08.19

2

08:00

DE

Importe

Jun

0,3 %

-0,5 %

Fr, 09.08.19

3

08:00

DE

Handelsbilanz in Mrd. EUR

Jun

18,6

18,7

Fr, 09.08.19

3

10:30

UK

Erzeugung im Produzierenden Gewerbe

Jun

-0,1 %

1,4 %

Fr, 09.08.19

3

10:30

UK

Bruttoinlandprodukt (BIP)

Q2/Jahr

1,4 %

1,8 %

Di, 13.08.19

3

14:30

US

Verbraucherpreisindex

Jul

0,3 %

0,1 %

* Länderabkürzungen (ISO 3166): DE = Deutschland, US = USA, CN = China, JP = Japan, UK = Vereinigtes Königreich

Stahlkonzerne unter Druck
In den kommenden Tagen legen die deutschen Stahlkonzerne thyssenkrupp und Salzgitter ihre Ergebnisse für das abgelaufene Quartal vor. Die Stahlnachfrage in Europa ist weiterhin schwach. Die wichtigsten Kunden aus der Auto- und Maschinenbaubranche durchleben selbst schwere Zeiten. Zudem haben die Stahlkonzerne mit steigenden Rohstoffkosten zu kämpfen – der Eisenerzpreis ist seit Jahresanfang um 45 Prozent gestiegen. Schnelle Besserung ist erst einmal nicht in Sicht.

AUSGEWÄHLTE UNTERNEHMENSDATEN

(Stand: 06.08.2019, Quelle: finanzen.net)

Datum

Unternehmen

Quartal

Währung

Schätzung*

Vorjahr

Veränderung

07.08.19

Brenntag

Q2/2019

EUR

0,85

0,76

+11,84 %

07.08.19

Commerzbank

Q2/2019

EUR

0,21

0,21

+0,00 %

07.08.19

Continental

Q2/2019

EUR

2,91

4,11

-29,20 %

07.08.19

Dürr

Q2/2019

EUR

0,61

0,46

+32,61 %

07.08.19

E.ON

Q2/2019

EUR

0,15

0,15

+0,00 %

07.08.19

Münchener Rück

Q2/2019

EUR

4,55

4,84

-5,99 %

07.08.19

ProSiebenSat.1 Media

Q2/2019

EUR

0,46

0,54

-14,81 %

07.08.19

Wirecard

Q2/2019

EUR

0,97

0,67

+44,78 %

08.08.19

adidas

Q2/2019

EUR

2,28

2,05

+11,22 %

08.08.19

CompuGroup Medical

Q2/2019

EUR

0,75

0,62

+20,97 %

08.08.19

Deutsche Telekom

Q2/2019

EUR

0,28

0,26

+7,69 %

08.08.19

Hannover Rück

Q2/2019

EUR

2,59

2,34

+10,68 %

08.08.19

thyssenkrupp

Q3/2019

EUR

0,15

-0,21

09.08.19

Bechtle

Q2/2019

EUR

0,86

0,73

+17,81 %

12.08.19

Salzgitter

Q2/2019

EUR

0,50

1,26

-60,32 %

13.08.19

Deutsche Wohnen

Q2/2019

EUR

2,49

1,49

+67,11 %

13.08.19

Henkel KGaA Vz.

Q2/2019

EUR

1,44

1,58

-8,86 %

* durchschnittliche Analystenschätzungen für den Gewinn je Aktie