Politische Konflikte bleiben ein großer Risikofaktor für die Aktienmärkte
Vorletzte Woche verschärfte US-Präsident Donald Trump den Ton. Letzte Woche ruderte er wieder zurück. Im Falle Mexikos stimmte ihn gnädig, dass der südliche Nachbar Truppen verlegte, die die Migration eindämmen sollen. Trump verschob daraufhin die Strafzölle auf unbestimmte Zeit. Chinas Regierung kündigte dagegen als Gegenmaßnahme die Exportbeschränkung von seltenen Erden an. Trump verschob die geplanten Importzölle bis Mitte Juni. Die US-Regierung prüft die Folgen der Exportbeschränkung.
Gewinner dieser Entscheidungen waren die Börsen. Nach Kursverlusten in den vergangenen Wochen zogen die Aktienkurse kräftig an. Dass die Unberechenbarkeit der US-Regierung in Handelsfragen das globale Wachstum belastet, wurde dabei ausgeblendet. So enttäuschte vergangene Woche der US-Arbeitsmarktbericht. Außerhalb der Landwirtschaft wurden nur 75.000 Stellen und damit 110.000 Stellen weniger als erwartet geschaffen. Dennoch führten US-Indizes wie der S&P 500 und der NASDAQ den Kursaufschwung in der Vorwoche an.
Als Impulsgeber dafür gilt die Federal Reserve (Fed). Prognostiziert wird, dass die Fed bis Mitte 2020 die Leitzinsen dreimal um 0,25 Prozent senkt. Auch am langen Ende sinken die Zinsen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen lag Anfang 2019 bei 2,75 Prozent. Nun droht die Treasury-Note-Rendite unter die 2-Prozent-Marke zu rutschen. Ob sinkende Leitzinsen und Anleiherenditen helfen, den Aktienmarkt dauerhaft zu stabilisieren, wird jedoch von vielen Analysten angezweifelt.
Von den Zweiflern werden die globale Wachstumsabschwächung und zunehmende politische Risiken angeführt. In Großbritannien will Boris Johnson neuer Premierminister werden. Gewinnt er, steigt die Gefahr eines ungeordneten Brexits. Großbritannien droht dann eine Rezession und der EU eine Wachstumsabschwächung. Italien und die EU-Kommission befinden sich wegen der hohen Staatsschulden auf Konfrontationskurs. Der Regierung in Rom drohen Strafzahlungen. Das könnte den Staatshaushalt zusätzlich destabilisieren und das Wachstum belasten. Ein weiterer Punkt sind die hohen Aktienbewertungen. Viele Investoren schichteten in den Vorjahren von Anleihen in Aktien um. Die Aktienkurse stiegen dadurch schneller als die Unternehmensgewinne. Für langfristig agierende Investoren ist das Umfeld schwierig geworden. Trader können sich dagegen über stärkere Schwankungen nach oben und unten freuen