Der US-Softwarekonzern steigerte auch in der schwierigen Corona-Phase zwischen März und Mai sowohl Umsatz als auch Gewinn zweistellig. Die Analysten waren nach den Zahlen voll des Lobes und sehen bei der Aktie durchaus noch Luft nach oben.
Möglicherweise steht im Juli eine Flut von schwachen Quartalsergebnissen bevor, denn die Coronakrise hatte sich erst zum Ende des ersten Quartals gegen Mitte März erheblich verschärft und dürfte die Geschäftsentwicklung zahlreicher Unternehmen im zweiten Quartal (in der Regel von April bis Juni) erheblich beeinträchtigt haben. Nicht so beim US-Softwareriesen Adobe Systems – vielen Anlegern möglicherweise bekannt durch Programme wie Acrobat Reader, Flash Player oder Photoshop. Das zweite Quartal bei Adobe Systems verlief von März bis Mai und hat somit die schlimmste Phase der Pandemie durchlebt.
Durch die Coronakrise hat sich der Trend, Geschäftsprozesse zu digitalisieren und über das Internet abzuwickeln, enorm beschleunigt. Auch der Homeoffice-Boom bescherte Adobe Systems einen Schub, denn die Unternehmen mussten zahlreiche Softwarelizenzen hinzukaufen, um den Mitarbeitern die Arbeit von Zuhause aus zu ermöglichen. Adobe Systems steigerte seinen Umsatz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 3,13 Milliarden US-Dollar – ein neuer Rekord. Unter dem Strich verdiente der Softwarekonzern 1,19 Milliarden Dollar (Vorjahr 901 Millionen Dollar), womit die Gewinnmarge bei beeindruckenden 38 Prozent lag. Der bereinigte Gewinn pro Aktie betrug 2,45 Dollar und übertraf den Wert des Vorjahres um rund 34 Prozent. Besonders erfreulich entwickelten sich die Bereiche Digital Media, Creative Cloud und Document Cloud, in denen hohe zweistellige Wachstumsraten erzielt werden konnten.
In einem von der Coronakrise geprägten Marktumfeld können die vorgelegten Quartalszahlen als glänzend bezeichnet werden, zumal es dem Management gelungen ist, die Margen deutlich zu verbessern. Für das laufende dritte Quartal erwartet Adobe Systems eine weitere Umsatzsteigerung auf 3,15 Milliarden US-Dollar, was den Wert des Vorjahres um 11 Prozent übertreffen würde. Seine Prognosen für das Gesamtjahr zog der Softwarekonzern kürzlich zurück.
Nach herkömmlichen Bewertungsmethoden ist die Adobe-Aktie, die nach den Zahlen bei 411,72 Dollar ein neues Rekordhoch erreichte, nicht mehr als günstig zu bezeichnen. Allerdings hat im Technologiesektor ein neues Zeitalter begonnen. Der Markt erwartet auch langfristig hohe Wachstumsraten im Technologiebereich und ist scheinbar bereit, einen gewissen Vorschuss zu gewähren.
Charttechnisch scheint die Adobe-Aktie kein Halten mehr zu kennen. Als es kürzlich über das Februar-Hoch bei 386,75 US-Dollar ging, war der Weg nach oben praktisch unverbaut. Bei 411,72 Dollar erreichte die Aktie jüngst ein neues Rekordhoch. Kurzfristig könnte es durchaus noch einmal auf das Februar-Hoch abwärts gehen, doch dürften Schwächephase von den Marktteilnehmer schnell wieder zum Einstieg genutzt werden. Die Analysten hoben zuletzt reihenweise ihre Kursziele für die Adobe-Papiere an. So erhöhten die Finanzexperten von Jefferies ihr Kursziel für die Aktie nach den Zahlen von 450 auf 470 Dollar.