Die Hoffnung auf eine Jahresendrally schwindet mehr und mehr
Auch in der Vorwoche blieb die Kurserholung auf breiter Front aus. Dafür sorgte die Kombination aus politischem Streit, wirtschaftlicher Abschwächung und Bremspolitik der Notenbanken. Die vielen Belastungsfaktoren sorgten zudem in den Vorwochen für höhere Kursschwankungen. Zwei Meldungen gab es dennoch, die kurzzeitig Hoffnung auf eine Markterholung machten. Das Brexit-Abkommen steht und die EU hat diesem Vertrag zugestimmt. Es ist jedoch unsicher, ob das Parlament in London dem EU-Austritts-Abkommen zustimmt. Die Gefahr eines ungeregelten Austritts Großbritanniens, der zu Handelsverwerfungen führen würde, ist damit noch nicht vom Tisch.
Die zweite positive Meldung war, dass Italiens Regierung im Budgetstreit mit der EU gesprächsbereit ist. Auslöser dürfte der Zinsanstieg bei zehnjährigen Staatsanleihen auf aktuell rund 3,4 Prozent sein. Experten vermuten, dass bei einem Anstieg auf vier Prozent Italien seine Schulden nicht mehr finanzieren kann. Zudem dürfte auch die schleppende Nachfrage nach den neuen BTP-Italia-Bonds für ein Umdenken gesorgt haben. Die Regierung in Rom wollte Bonds im Wert von acht Milliarden Euro emittieren, konnte allerdings nur Italia-Bonds im Umfang von 2,2 Milliarden Euro platzieren.
Das zeigt das Misstrauen der italienischen Investoren gegenüber ihrer eigenen Regierung. Die Hoffnung ist damit gestiegen, dass die Regierung in Rom umschwenkt und weniger Schulden macht. Dem Euro und den Aktienmärkten gab dies etwas Auftrieb. Doch selbst, wenn der Streit um die Neuverschuldung Italiens beigelegt wird und die Chance auf einen geregelten Brexit wächst, bleiben noch weitere große Belastungsfaktoren für die Märkte bestehen.
Zum einen ist dies die globale Trendwende in der Geldpolitik. Die US-Notenbank dürfte die Leitzinsen weiter erhöhen und ihre Bilanzsumme dürfte weiter schrumpfen. Die anziehenden US-Zinsen zwingen die Schwellenländer, zur Vermeidung von Kapitalabflüssen ihre Zinsen ebenfalls zu erhöhen. Als Nächstes wird die Europäische Zentralbank ihre Anleihekaufprogramme auslaufen lassen.
Damit geht den Börsen der monetäre Rückenwind verloren. Zum andern belastet der wachsende Protektionismus den Welthandel. Die Gefahr besteht, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und China weiter zuspitzt. Zusätzlich belasten noch die neuen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine. Dies lässt die Hoffnung auf eine Jahresendrally schrumpfen.