Die Fluggesellschaften befinden sich in ihrer größten Krise. Die jüngsten Entwicklungen in Sachen Corona-Impfstoff haben jedoch für Optimismus gesorgt. Die Deutsche Lufthansa rechnet 2022 mit der Rückkehr zur Profitabilität.
Zu den mit am stärksten von der Coronavirus-Pandemie gebeutelten Unternehmen gehören die Fluggesellschaften. Infolge der nahezu weltweiten Reisebeschränkungen heben seit Monaten nur sehr wenige Flugzeuge von den Flughäfen ab. Ein Blick auf die Zahlen von Fraport, dem Betreiber von Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt, zeigt in etwa das Ausmaß der Krise, in der sich die Airlines befinden. Im November zählte der Flughafen Frankfurt 656.420 Passagiere, ein Rückgang um 87,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Kumuliert über die ersten elf Monate des Jahres sank das Fluggastaufkommen um 72,8 Prozent.
Von der Krise stark betroffen ist vor allem Europas größte Fluggesellschaft, die Deutsche Lufthansa. Erzielte der frühere DAX-Konzern in den Jahren 2018 und 2019 noch Gewinne in Milliardenhöhe, so wird 2020 wohl das schwärzeste Jahr in der Unternehmensgeschichte. In den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres belaufen sich die Verluste bereits auf 5,6 Milliarden Euro. Der Umsatz brach im Vergleich zum Vorjahr um 74 Prozent auf etwa 2,7 Milliarden Euro ein. Zu Beginn der Krise machte die Lufthansa jede Stunde etwa eine Million Euro Verlust. Mit konsequenten und teils drastischen Kosteneinsparungen hat es die Airline jedoch geschafft, die Verluste in etwa zu halbieren – inzwischen fällt nur noch alle zwei Stunden ein Verlust von rund einer Million Euro an.
Es ist schwer zu sagen, wann sich die Lufthansa wieder aus dem Tal der Tränen herauskämpfen kann, aber die jüngsten Entwicklungen in Sachen Corona-Impfstoff dürften die Perspektiven der Branche enorm verbessert haben. Lufthansa-Chef Carsten Spohr geht davon aus, dass die Lufthansa-Maschinen 2021 wieder zu 50 Prozent ausgelastet sind. Aufgrund der Kostensenkungen, die bis zum Jahresende durch den Abbau von 29.000 der ehemals 138.000 Mitarbeitern vorangetrieben wurde, sollte der Konzern dann zumindest keine Verluste mehr erleiden. Für 2022 erwartet Spohr dann die Rückkehr zur Profitabilität. Dass die Zahlen der Rekordjahre 2018/2019 vor Mitte des Jahrzehnts wieder erreicht werden, hält Spohr jedoch für unrealistisch.
Allerdings könnte die Deutsche Lufthansa auch gestärkt aus der Krise hervorgehen. Viele kleinere Fluggesellschaften dürften den finanziellen Kraftakt nicht bewältigen können und werden vom Markt verschwinden. Für Europas größte Fluggesellschaft dürfte dies mit dem Gewinn von Marktanteilen einhergehen. Durch die strikten Kosteneinsparungen dürfte der Konzern künftig auch deutlich profitabler werden. Vorausgesetzt, die Reisebranche wird irgendwann wieder zur alten Stärke zurückfinden.
Das erhöhte Risiko eines Investments in die Deutsche Lufthansa spiegelt sich bereits im Aktienkurs wider – bei einem Kurs von aktuell 10,08 Euro notiert das Lufthansa-Papier noch immer um mehr als 38 Prozent seit Jahresanfang im Minus. Kann das November-Hoch bei 10,82 Euro jedoch überquert werden, könnte neuer Schwung in die Aktie kommen. Ein mögliches Anlaufziel könnte das Juni-Hoch bei 12,56 Euro sein. Das Chartbild würde sich allerdings gravierend trüben, sollte der 200-Tage-Durchschnitt bei aktuell 8,75 Euro nochmals unterschritten werden.